Ach Häschen, es
reicht. Schluss mit Trump, Bildung, Kultur, Schluss sogar mit
Tschickstummeln. Wer einen Tschickstummelblog lesen will, schreibe ihn sich
selber. Hier werden heute die niedrigen Instinkte bedient: Zeitung lesen,
Fehler finden und das auch noch lustig finden. Los geht’s, und sagt nicht, ich
hätte euch nicht gewarnt.
Warum gewarnt? Weil ich den Anflug eines schlechten
Gewissens verspüre. Bei aller Liebe: Wer im Standard
nach geschossenen Böcken sucht, der grast wahrscheinlich auch das Billa-Kühlregal nach Schutzatmosphäre ab
oder durchforstet den Wienerwald nach Mountainbikern.
Zum Beispiel erfahren wir von unserem angehenden
Lieblingsdiktator-Azubi Erdogan, er
werde „Führer“ oder „reis“ genannt. Und zwar von wem? Von
seinen Anhängern. Und zwar wie? Huldvoll.
Na fast, lieber Standard.
„Huldvoll“ lässt sich der weltgrößte Böhmermann-Fan
diese Anrede vielleicht gefallen. Ausgesprochen wird sie aber ehrerbietig. Das ist so, wie wenn man die
Stilblüten in einer Standard-Nummer
Revue passieren lässt: Ihre Menge ist betrüblich,
und wir sind darob betrübt.
Die Briten haben
es nicht leicht, und nicht nur wegen der Brexit-Geschichte, die ihnen
anscheinend so unterlaufen ist wie unsereinem ein Klingelstreich: Schnell mal
die übrigen Mitgliedsstaaten aus dem Bett läuten, und dann nix wie weg. Nein,
es ist ihnen auch eine Waffe aus dem Ruder gelaufen. Dies geschah nach dem Abschuss einer ohne Atomsprengkopfversehenen Rakete. Das Gegenteil von mit
ist leider in dieser Konstruktion nicht ohne,
sondern nicht mit. Und dann? Sie wurde rechtzeitig zerstört, ohne Schaden
anzurichten, was man von diesem Satz nicht behaupten kann. Erstens ist das
Subjekt des Hauptsatzes zwar formal dasselbe wie in der Infinitivgruppe
(nämlich die Rakete). Tatsächlich hat aber das das Militär die Rakete zerstört,
sodass jene daraufhin keinen Schaden anrichten konnte.
Zweitens kostet so eine Rakete etwa 20 Millionen Pfund. Es kann
leider keine Rede davon sein, dass kein Schaden entstanden ist.
Auch Gambia hatte Sorgen. Und zwar voreinem Putsch Jammeh-treuer Truppenteile. Eine besorgniserregende
Formulierung, denn bisher machte man sich Sorgen um etwas, auch wegen etwas
oder dass etwas geschehen könnte. Die
Sorge vor etwas ist aber neu. Ich
nehme an, den Journalisten juckte schon die Sorge
um einen Putsch in den Fingerspitzen, als ihm einfiel, dass man sich um
einen Putsch doch nicht sorgt. Wegen
eines Putsches war ihm dann zu sperrig, und er rettete sich mit der
Überlegung, dass man sich ja Sorgen macht, bevor
etwas geschieht. Ich bin trotzdem dagegen.
Wir schließen mit einem Blick in den
Webstandard, weil es so leicht geht.
Hier den i-Tüpferlreiter zu geben, das ist wie shooting fish in a barrel. (Eine ebenso bild- wie rätselhafte
Wendung, denn wer bugsiert Fische in ein Fass, um dann auf sie zu schießen? Da
wird doch das Fass kaputt?) Erschienen ist nämlich der angeblich letzte Teil
der allseits geschätzten Resident-Evil-Reihe,
in dem es ordentlich zur Sache gehen dürfte. Der Standard-Testspieler berichtet, dass er sich vor der vor Maden triefenden Küche geekelt hat, ähnlich wie wir vor
dem vor vor triefenden Satz, wobei das
Wort vor mindestens ebenso viskos ist
wie die gedachten Maden. Danach war nichts Rechtes mehr mit dem Spieler
anzufangen, denn: Auf einen knochenharten Endkampf kann
eine praktisch gewaltlose Stunde in Form eines Story-Flashbacks folgen, die das
Nervengerüst nicht weniger schont.
Woraus wir lernen, dass ein Endkampf nicht
nur nicht das Ende ist, sondern geradezu die Benchmark für Nervenschonung
setzt, an der sich eine gewaltlose Stunde messen lassen muss.