Verehrte Lesehäschen und -innen (Duden hält nichts vom
Binnen-i, wahrscheinlich schon wegen der problematischen Entscheidung, ob man
nicht besser „Binnen-I“ schreiben
sollte), man redet derzeit viel von Fake
News und Alternative Facts, die
sich POTUS Trump innovativ zunutze
mache. Das ist, bittesehr, übertrieben. Die Amerikaner jubeln uns schon seit
Jahren Xe für Us unter. Beweis: Man will mir weismachen, dass nicht nur in
verschiedenen Weltteilen verschiedene Vögel heimisch sind, was eine gute Sache
ist, sonst müsste man auch hierzulande aufpassen, dass einem kein Emu ins Auto rennt, und einen Emu zu
überfahren ist schlimmer als ein Reh, weil geschützt und lächerlicher – nein,
gleiche Vögel, so die Fiktion, garten unterschiedlich schnell.
Merkt auf: Unter euch sind welche, die nur Pilze und
Pflanzen essen. Dies sei euch unbenommen. Ich für mein Teil wurde schon beim
Verzehr meiner Mitgeschöpfe beobachtet. Zum Beispiel pflegt allweihnachtlich
eine Gans dran glauben zu müssen, ein Brauch, in den euer Zweckdichter
eingeheiratet hat. Zum Thema Gänsezubereitung
gibt es zwar weniger Glaubensrichtungen als rund um den Schweinsbraten, aber
immer noch mehr, als mir aus dem Stegreif christliche Konfessionen einfallen,
also doch eine Handvoll. Klassisch mit Semmelknödelfülle? Mit Maroni? Mit
Bratwürstel gar? Früher gab es in dem von mir befeierten Haushalt zu
Heiligabend erst die Ganslsuppe, dann den Gänseleberaufstrich, dann die Gans
selbst (mit Beilagen, versteht sich) und schließlich eine Malakofftorte. Ich
habe den Verantwortlichen damals nahegelegt, die Gans mit Rennie (räumt den Magen auf) zu
füllen, stieß jedoch auf taube Ohren. Mittlerweile speisen wir zu Heiligabend
die Gans, den Rest am nächsten Tag.
Damit ist aber die entscheidende Frage noch immer
unbeantwortet, und ich für mein Teil rufe gern à l’orange! Gans mit
Orangen und Madeira ist die Königin der Gänse und die Gans der Könige. Das
Rezept, das ich auf einer US-amerikanischen Seite dafür gefunden habe, ist
großartig.
Nur die Garzeit macht stutzen. Dort heißt es, eine Gans von
etwa 5,5 kg brauche weniger als drei Stunden bei 160°C. Ich habe das nicht
ausprobiert, weil ich gerne eine genießbare Gans serviere. Stattdessen habe ich
einen Kommentar hinterlassen, des Inhalts, dass mir die Garzeit und -temperatur
zu gering scheinen.
Die Autorität auf meiner Seite ist der verdienstvolle
Physiker Dr. Gruber, der nicht nur
bei den Science Busters schon das
verführerische 200-Watt-Hendl gebraten, sondern auch ein Kochbuch geschrieben
hat. Ihm zufolge braucht eine Gans der fraglichen Größe gut viereinhalb
Stunden, und das bei 200 Grad. Garziel ist übrigens in beiden Fällen eine Schenkelinnentemperatur (früher hätte
man ausgerufen: geiler Bandname!) von
75°C. Mit diesen Angaben bin ich bisher gut gefahren.
Trotzdem berichten (vermutlich) US-amerikanische Nachkocher in
den Kommentaren zum Rezept von guten Erfolgen, ohne die Temperatur in Frage zu
stellen, ja sogar von verkürzter Garzeit für kleinere Vögel ist die Rede.
Was ist hier los? Schlüpfen amerikanische Gänse schon so
halbgar wie ein Tweet von Donald the T.? Ist alles eine große Verschwörung, die
uns Old-Worldler verführen soll,
Sushigans zu futtern? Garen die Gänse dank Chemtrails in den USA schneller,
oder fällt den Dortigen (ebenfalls dank Chemtrails) nicht auf, dass sie
Ungenießbares in sich hineinstopfen? Irgend etwas stimmt hier nicht. Man
verschweigt uns etwas. Irgendjemand braucht einen Aluhut, entweder die Gans oder
ich.
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