Freitag, 9. Juni 2017

Feiertage



Teure Lesehäsinnen und –häseriche, ich warne vor dem Mann ohne Bekenntnis. Wenn wir Pech haben, spuckt er uns allen in die Suppe, und zwar nach einem jener Räusperer, die man so richtig safteln hört. Der Mann ohne Bekenntnis hat nämlich auf Gleichbehandlung geklagt, weil er fürs Arbeiten am Karfreitag nur das Gehalt für einen Werktag einsackt. Er hätte aber gern auch eine Feiertagszulage. Denn der Karfreitag ist für ihn zwar kein Feiertag (deshalb muss der Mann ohne Bekenntnis arbeiten), aber für unsere protestantischen Mitbürgerinnen. Das findet der MoB unangemessen, deshalb die Klage. Man braucht kein Hellseher, ja nicht einmal besonders helle zu sein, um zwei Schritte weiter zu denken und zu erkennen, wohin das führt: Es wird dem Gericht nichts anderes übrigbleiben, als die kirchlichen Feiertage in Österreich zu kassieren. Denn wenn der MoB einen protestantischen Feiertag für sich urgiert, ist die Frage aufgelegt, wie er es aushält, zu Weihnachten dem Arbeitsplatz fernzubleiben, zu Ostern dem Hackeln und zu Pfingsten dem Ruacheln zu entsagen.
Doch erst einmal zum Bildungsauftrag. Österreich, Herrschaften, ist nicht nur Spitze im Biertrinken, Touristenbeherbergen oder Autoteilfertigen. Österreich ist auch, ex aequo mit Malta, das Land mit den meisten freien Tagen pro Jahr, nämlich 25 Urlaubs- und 13 Feiertagen (Malta hat einen Feiertag mehr, aber einen Urlaubstag weniger – wahrscheinlich wollte man sich nicht der Peinlichkeit aussetzen, noch mehr frei zu haben als wir hier). Damit verweisen WIR ÖSTERREICHERINNEN gewohnte Tabellenführer anderer Disziplinen wie die USA oder Deutschland auf die hinteren Plätze. Das sollten wir nicht aufs Spiel setzen, oder? Denn wenn der MoB seinen Willen bekommt, für einen konfessionellen Feiertag bezahlt zu werden, dessen Konfession nicht die seine ist, dann würde ich als verantwortungsbewusster Vertreter der Wirtschaft aberhallo die Gegenklage anrichten. Und alle Ausgetretenen können sich schon einmal für Mariä Himmelfahrt die Jausenbox herrichten, von Mitbürgerinnen anderer Konfessionen ganz zu schweigen. Das wird aber erst der Anfang sein. Als Nächstes werden wir der Frage nicht mehr ausweichen können, warum man überhaupt an einem Feiertag frei kriegen sollte, der einem wurscht ist. Die meisten haben eine ungefähre Ahnung, dass es zu Weihnachten irgendwie um Geburtstag geht. Aber bei Ostern wird es schon schwieriger, zu Pfingsten trennt sich die Spreu vom Weizen, und was an Fronleichnam los ist, kann heutzutage kein Aas mehr erklären, ehrlich. Die durchschnittliche Arbeitnehmerin, die sich zu Christi Himmelfahrt vier Tage Wellness gönnt, hat genauso viel Ahnung davon, warum sie dafür nur einen Urlaubstag braucht, weil das ja immer so praktisch auf einen Donnerstag fällt, wie von den Hintergründen des islamischen Opferfests, für das Muslime weiterhin sehr wohl Urlaub brauchen. An jenem Punkt werden zwei Möglichkeiten bleiben:
Entweder wir erinnern uns an frühere Zeiten und lassen ein Institut wieder auferstehen, das einst als Hürde vor dem Zivildienst errichtet war: die Gewissensprüfung. Da musst du dann glaubhaft machen können, dass für dich Mariä Empfängnis wahrhaftig bedeutsam ist, sonst heißt es hackeln. Und das Glaubensbekenntnis musst du auch aufsagen.
Oder wir schenken einfach allen die Feiertage, die sie brauchen. Nur dem Mann ohne Bekenntnis, dem schenken wir eine einfache Flugreise in die USA, wo es überhaupt keine gesetzlichen Feiertage gibt.

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