Teure Lesehäsinnen und –häseriche, ich warne vor dem Mann ohne Bekenntnis. Wenn wir Pech
haben, spuckt er uns allen in die Suppe, und zwar nach einem jener Räusperer,
die man so richtig safteln hört. Der Mann ohne Bekenntnis hat nämlich auf
Gleichbehandlung geklagt, weil er fürs Arbeiten am Karfreitag nur das Gehalt für einen Werktag einsackt. Er hätte aber
gern auch eine Feiertagszulage. Denn der Karfreitag ist für ihn zwar kein
Feiertag (deshalb muss der Mann ohne Bekenntnis arbeiten), aber für unsere protestantischen
Mitbürgerinnen. Das findet der MoB unangemessen,
deshalb die Klage. Man braucht kein Hellseher, ja nicht einmal besonders helle
zu sein, um zwei Schritte weiter zu denken und zu erkennen, wohin das führt: Es
wird dem Gericht nichts anderes übrigbleiben, als die kirchlichen Feiertage in
Österreich zu kassieren. Denn wenn der MoB einen protestantischen Feiertag für
sich urgiert, ist die Frage aufgelegt, wie er es aushält, zu Weihnachten dem Arbeitsplatz
fernzubleiben, zu Ostern dem Hackeln und zu Pfingsten dem Ruacheln zu
entsagen.
Doch erst einmal zum Bildungsauftrag. Österreich,
Herrschaften, ist nicht nur Spitze im Biertrinken, Touristenbeherbergen oder
Autoteilfertigen. Österreich ist auch, ex
aequo mit Malta, das Land mit den meisten
freien Tagen pro Jahr, nämlich 25 Urlaubs- und 13 Feiertagen (Malta hat
einen Feiertag mehr, aber einen Urlaubstag weniger – wahrscheinlich wollte man
sich nicht der Peinlichkeit aussetzen, noch mehr frei zu haben als wir hier).
Damit verweisen WIR ÖSTERREICHERINNEN gewohnte Tabellenführer anderer
Disziplinen wie die USA oder Deutschland auf die hinteren Plätze. Das sollten
wir nicht aufs Spiel setzen, oder? Denn wenn der MoB seinen Willen bekommt, für
einen konfessionellen Feiertag bezahlt zu werden, dessen Konfession nicht die
seine ist, dann würde ich als verantwortungsbewusster Vertreter der Wirtschaft aberhallo die Gegenklage anrichten. Und
alle Ausgetretenen können sich schon einmal für Mariä Himmelfahrt die Jausenbox herrichten, von Mitbürgerinnen
anderer Konfessionen ganz zu schweigen. Das wird aber erst der Anfang sein. Als
Nächstes werden wir der Frage nicht mehr ausweichen können, warum man überhaupt
an einem Feiertag frei kriegen sollte, der einem wurscht ist. Die meisten haben eine ungefähre Ahnung, dass es zu Weihnachten irgendwie um Geburtstag
geht. Aber bei Ostern wird es schon
schwieriger, zu Pfingsten trennt
sich die Spreu vom Weizen, und was an Fronleichnam
los ist, kann heutzutage kein Aas mehr erklären, ehrlich. Die durchschnittliche
Arbeitnehmerin, die sich zu Christi
Himmelfahrt vier Tage Wellness gönnt, hat genauso viel Ahnung davon, warum
sie dafür nur einen Urlaubstag braucht, weil das ja immer so praktisch auf
einen Donnerstag fällt, wie von den Hintergründen des islamischen Opferfests,
für das Muslime weiterhin sehr wohl Urlaub brauchen. An jenem Punkt werden zwei
Möglichkeiten bleiben:
Entweder
wir erinnern uns an frühere Zeiten und lassen ein Institut wieder auferstehen,
das einst als Hürde vor dem Zivildienst errichtet war: die Gewissensprüfung. Da musst du dann glaubhaft machen können, dass
für dich Mariä Empfängnis wahrhaftig
bedeutsam ist, sonst heißt es hackeln. Und das Glaubensbekenntnis musst du auch
aufsagen.
Oder
wir schenken einfach allen die Feiertage, die sie brauchen. Nur dem Mann ohne
Bekenntnis, dem schenken wir eine einfache Flugreise in die USA, wo es
überhaupt keine gesetzlichen Feiertage gibt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen