Freitag, 18. Oktober 2019

Krank

Man weiß ja, o teure Lesehäschen, was man den Häschen so nachsagt. Daher ist die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen, dass das eine oder andere unter euch vor lauter Flauschigkeit mit dem einen oder andern für noch flauschigeren Häschennachwuchs gesorgt hat. Für diese Betroffenen meldet sich euer Ergebener heute mit einer Einsicht zum Thema Häschenbildung. Über diese wird ja viel geschrieben und geredet. Die Gesamtschule sei sehr wichtig, und die Kleinen sollten auch viel mehr Zeit in der Schule verbringen. Das Image des Lehrberufs gelte es zu heben, denn ein guter Lehrer vermöchte mehr für die Qualität der Ausbildung als die Begrenzung der Klassenhäschenhöchstzahl. Dann gibt es noch die Frage, inwieweit wie viele Schüler die Unterrichtssprache beherrschen, und neben alldem soll man sich auch noch um Kopftücher kümmern. Kurz: Die Schule soll so viel leisten und bekommt dafür so wenig Anerkennung.
Deshalb ein Hurra!, ein Tusch, eine gute Nachricht: Es gibt ein Problem, dass man in der Schule (zumindest in der Schule eures Kolumnatorbalgs) aber sowas von im Griff hat. Nämlich das Problem der Eltern in den Klassen. Es ist nämlich, anders ergibt diese Geschichte keinen Sinn, virulent und schlimm, dass so viele Eltern während des Unterrichts in die Klassen drängen. Warum sollten sie das tun, fragt ihr? Ganz einfach: Um Lernmaterialien für ihre kranken Bälger abzuholen, damit diese sich auf die nächste Schularbeit vorbereiten können, man weiß ja nie, schon hast du Pech und bist bis dahin wieder gesund. Und weil man nicht, wie es in der FPÖ heißt, supernackt bei der Schularbeit einlaufen will, lernt man vorher was. Dafür braucht man das Glumpert, das man nicht mit heim genommen hat, weil man ja nicht gewusst hat, dass man am nächsten Tag krank sein würde.
Aber so einfach ist es natürlich nicht. Denn in der dritten Schulstufe hat man als Gümmler 31 Unterrichtsstunden. Wenn während der Saison ordentlich viele Bälger krank sind – sagen wir fünf pro Woche – dann kommt, wenn man so etwas einreißen lässt, durchschnittlich jeden Tag eine Lehrperson zum Handkuss und muss es sich gefallen lassen, dass in ihrer Stunde ein Elternteil vor der Klassentür steht, sich vielmals entschuldigt und dann während des Unterrichts Schulzeug zusammenrafft. Das kann mehrere Minuten dauern. Wenn es, wie im konkreten Fall, eine Lateinstunde trifft, sind das mehrere Prozent der Wochenunterrichtszeit. Sodom und Gomorrah, wo kämen wir da hin! Deshalb gilt zumindest in dieser Schule folgende Regel: Eltern, die zwar engagiert genug sind, um die Mathesachen ihrer Bälger holen zu wollen, aber nicht so engagiert, dass es ihnen gelänge, das innerhalb eines Zeitfensters von fünf oder fünfzehn (große Pause!) Minuten zu erledigen, zum Beispiel, weil sie zuvor mit dem kranken Balg beim Arzt waren und dieser schamlos überzogen hat – diese Eltern also haben strenggenommen dann die nächste Pause abzuwarten. Nur unter zahlreichen Hinweisen auf die Größe und Bedeutung dieser einmaligen Ausnahme werden sie möglicherweise gnadenhalber vom Sekretariat zur Klasse geleitet, die sie dann vielleicht erst nicht betreten dürfen, in welchem Fall man immer noch hoffen kann, dass der Nachwuchs die Kollegenschaft instruiert hat, sodass diese das fragliche Glumpert dem Sekretariatspersonal übergeben können und der Weg doch nicht umsonst war.
Leider sind viele Elternhäschen mit Arbeitsverhältnissen geschlagen, die es nicht geraten scheinen lassen, das Risiko einzugehen, dass man bis zu einer Dreiviertelstunde in der Aula Däumchen drehen muss. Ich empfehle daher, das elterliche Engagement zurückzuschrauben und eine Bälgerkrankheit im Zweifelsfall bis nach der Schularbeit zu dehnen. Irgendwo wird es schon noch ein bisschen ziepen. Schönes Wochenende!

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