Wir haben uns, o vielgeliebte Lesehäschen, ja schon des
Öfteren damit befasst, ob etwas „umgangssprachlich“ sei. Doch gibt es immer
noch etwas Neues zu lernen, und ich will nicht anstehen, euch eure ohnehin zartrosa
strahlenden Schnäuzelchen noch ein bisschen mehr zu polieren, auf dass ihr
damit essen könnet, wie auch der Schnabel gewachsen ist. Je nun.
Wir fangen mit einer Rätselfrage
an. Wie lautete der folgende Satz, ehe er optimiert, bereinigt und überhaupt
salonfähig hergerichtet wurde?
Die ideale Ergänzung
zu Ihrem knusprigen Schnitzel ist ein weißer Spritzer.
Auf den ersten Blick könnte man glauben, das hänge von der
politischen Ausrichtung ab ab. Die FPÖ-Kernzielgruppe konsumiert vielleicht zum
Schnitzel lieber drei Bier, der Grüne statt dem Schnitzel einen
Grünkernbratling, aber dafür zwei Spritzer, und so weiter. Aber da habt ihr
leider nicht aufgepasst: Der Satz, so wie er dasteht, ist schon der Gute. Wir
suchen die mangelhafte Urversion. Wartet nur, gleich wird es euch wie Schuppen
von den Augen fallen!
Nämlich hieß der Satz, ehe er kunden- (und ja, auch:
kundiger-!) -seits optimiert wurde:
Die ideale Ergänzung
zum knusprigen Schnitzel ist ein weißer Spritzer.
Diese Fassung ist aber, so ward euer Ergebener beschieden, „zu umgangssprachlich“. Man muss für
solche Erhellungen dankbar sein. Nur zu oft werden ja Texte aus unerfindlichen
Gründen geändert. Wie erfrischend ist es doch, wenn der unerfindliche Grund so
klar benannt wird! Gleich tun sich neue Möglichkeiten sprachlicher Nuancierung
auf. So ist nun klar, dass man von einem Bierzelteinpeitscher vor der Wahlrede
des Kandidaten zum Lachen gebracht
wird, sodass einem vor lauter Schenkelklopfen der Humpen aus der Hand rutscht und
man dann mit einem verdächtigen Fleck im Schritt herumhocken muss.
Der feinsinnige Doyen des Kabarettismus hingegen bringt
einen natürlich nicht so ordinär zum
Lachen, sondern mit gehobenem Humor zu
Ihrem Lachen oder wahrscheinlich zu Ihrem
Schmunzeln. Auch passt zum Wurstsemmerl
ein Cola, während wir Ihnen zu Ihrem Gruß
aus der Küche gern ein Proseccerl kredenzen.
Gerne bestätige ich auch, was sich hoffentlich das eine oder
andere Lesehäschen schon gefragt hat: Ja, diese Perle ist auf derselben Austernbank gediehen, von der wir schon
gelernt haben,
dass das Wort „vorbereitet“ langweilig ist,
dass das Wort „Geschäftskollegen“ existiert
und dass man „einen Bonus einlösen“ kann.
Noch lieber bestätige ich, dass ich den Vergleich mit der
Austernbank nicht zufällig gewählt habe. Denn euer Zweckdichter weilte einst im
Orient, genauer gesagt, in Taiwan. Dort ließ es sich ein befreundeter
Einheimischer nicht nehmen, ihm eine örtliche Spezialität zwecks Verkostung
vorzusetzen, nämlich das unter Kennern gefürchtete Austernomelett. Gefürchtet
ist es nicht etwa geschmackshalber (da kann man nicht meckern), sondern ob
seiner Konsistenz, weil man nämlich beim Essen nie weiß, ob das Schleimige
jetzt Auster oder Ei ist. So kann es einem auch mit Feedback wie dem eben
Besprochenen gehen, indem man sich fragt, ob eher eine kognitive oder eher eine
charakterliche Schwachstelle dafür verantwortlich war. Schönes Wochenende!
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