Freitag, 17. Januar 2020

Umstellungsschwierigkeiten

Ob man als Vizekanzler einen Burger essen soll, weiß ich nicht. Ich kann euch, o angenehm gesättigte Lesehäschen, nur sagen, warum es immer schwieriger wird, bei Burger King zu essen. Burger King war ja, da müssen wir nicht lange diskutieren, immer die Sterne zu Mäckies Tocotronic: irgendwie ähnlich, aber klar besser. Nun hat sich aber BK eine Seite aus dem Mäckiebuch gerissen, die dort bestens aufgehoben war: nämlich den Bestellscreen. Ihr wisst schon: Diese Riesenbildschirme, an denen man wischend und drückend seine Bestellung aufgibt. Die Screens haben den großen Vorteil, dass man nicht mit Menschen reden muss, was nämlich total 1997 ist. Der Mensch, und besonders der junge Mensch, spricht nämlich ungern mit Servicepersonal, ganz besonders, wenn es ums Essen geht. Das bestätigte eine stichprobenartige Umfrage: 100 % des Zweckdichterbalgs reden gern mit Verkaufspersonal über Handtaschen oder Halsketten, aber äußerst ungern mit Servierpersonal, nicht einmal über Torten. Stattdessen tippen sie gerne auf Screens herum.
Deshalb hat der Bestellscreen viel für sich: Er minimiert menschliche Interaktion, und man darf dran rumdrücken, was beim Servicepersonal nicht gern gesehen wird. Außerdem trainiert er die Armmuskulatur. Denn er steht vertikal, und noch anstrengender ist ein Touchscreen nur überkopf zu bedienen. Du hast noch nicht einmal den Extrakäse gewählt, und deine Hand ist schon bleischwer. Wenn du Extraspeck, aber kein Gurkerl willst, hast du schon mehr Kalorien verbrannt, als im Speck drin sind. Es gibt Lokale, die sind so gesund, dass sie niemals solche Screens aufstellen dürften, denn die Kundschaft würde sonst bei der Bestellung eine derartige Energieschuld anhäufen, dass sie nach dem Essen verhungert wäre. Das ist gerade im Zusammenhang mit der Burgersünde ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Problematisch ist jedoch, dass der Screen die Bestellung zwar aufnimmt. Gebaut und übergeben wird dein Burger aber vorerst noch von wetware, also Menschen. Schon zuvor waren der Erbauer und der Auslieferer des Burgers zwei verschiedene Menschen. Nun aber ist die Person, die dir das Ding rüberschiebt, nicht mehr der Mensch, bei dem du es bestellt hast. Einst hatte dieser noch irgendwo im Hinterkopf, dass du kein Gurkerl wolltest, aber extra Speck (oder umgekehrt). Heute verlässt sich der Mensch an der Budel darauf, dass der Mensch hinten in der Küche die Bestellung vom Screen korrekt umgesetzt hat. Leider aber ist der Mensch hinten in der Küche zwar total okay, hat Humor und trinkt auch nur selten über den Durst. Trotzdem hat seine Freundin mit ihm Schluss gemacht, weil sie diesen Starwarsscheiß nicht mehr aushält. Außerdem hat seine Katze Durchfall. Deshalb ist es ihm sowas von, ob du Gurkerln in deinem Burger magst oder nicht. Da stehst du nun. Mit Gurkerl, ohne Speck. Und alles nur, weil du nicht gern mit Servicepersonal sprichst. Ok, Millennial!

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