Meine lieben und hoffentlich gut durchwärmten Lesehäschen, im Leben gibt es bekanntlich Höhen und Tiefen. Tiefen tun sich auf, wenn es im Jänner eine Woche durchschneit und am achten Tag der Regen einsetzt. Wer in frostige Winterlandschaft schaut, glaubt eher an das Gute im Menschen, als wer auf nassem Eis am Steißbein landet. Fakt!
Im Gegenzug feiern wir nach längerer Pause wieder einmal ein – Tusch! – Feedback der Woche. Hurra! Es lautet ungefähr: Briefe tragen eine Adresse und sind daher nicht im Kuvert.
Warum das fürs FdW gereicht hat, dazu später. Zuerst kommt noch ein neues Wort, das euer Kolumnator gelernt (danke, ZEIT!) und das echt gefehlt hat: Es heißt concept creep, sträubt sich gegen eine gelungene Übersetzung und bedeutet, dass Begriffe ihre Bedeutung schleichend und auf nachgerade unheimlich selbstverständliche Weise erweitern. Man kennt das zum Beispiel vom Trauma: Einst musstest du eine über den Schädel kriegen, um ein Trauma davonzutragen. Heute genügt es, davon zu lesen, wie jemand eine über den Schädel gekriegt hat. Und das ist noch milde ausgedrückt.
Ein anderes Schleicherwort ist toxisch, das noch zu Zeiten, als ihr alle schon aus der Schule raus wart, ein Vorzeichen des Magenauspumpens war, während es heute lediglich bedeuten muss, dass dir jemand ernstlich auf den Senkel geht, kraft seiner toxischen Männlichkeit/Weißheit/Beziehungsunfähigkeit und was es da noch für Feinheiten gibt. Es ist durchaus möglich, dass jemand ein Trauma davonträgt, weil er davon liest, wie jemand anderer unter toxischer Männlichkeit zu leiden hat.
Damit schließt sich der Kreis zum Feedback der Woche. Es gibt nämlich das Kuvert, an das wir alle als Erstes denken, wir Fancy-pantsy-Gourmets, nämlich das Kuvert (oder Couvert, weil fancy-pantsy) im Restaurant, also das Gedeck.
Dann gibt es das Kuvert, in das du einst deine Häschenpost gesteckt hast, wahrscheinlich war ein Pony drauf, bevor du die Lasche abgeschleckt und ein Blümchen zur Adresse gemalt hast.
Mittlerweile hat das Kuvertkonzept still und heimlich seinen Aktionsradius erweitert. Heute bedeutet das Kuvert auch den Umschlag, in den die Post die Prospekte einpackt, damit sie sich nicht mit den Briefen in den wichtigen Kuverts mischen. Auf diesem Umschlag (oder Kuvert) ist meistens wer drauf, der gerade voll glücklich ist, dass er ein Prospekt bekommen hat, eventuell eins mit einem Pony drauf.
Und warum ist das jetzt ein Feedback der Woche? Weil es uns allen in Coronazeiten Hoffnung spendet, dass man beim großen Gelben arbeiten kann, ohne parat zu haben, dass ein Kuvert auch ein Briefumschlag ist. Wenn das so ist, gibt es gewiss auch für dich und mich irgendwo ein produktives Plätzchen mit Gehaltsempfang!
Schönes Wochenende!