Schulen, o geliebte Lesehäschen, tun manchmal seltsame Dinge. Allerdings nicht so seltsame Dinge wie Schulen in den USA. Wie die meisten hier herum hatte auch der Zweckdichter einst eine kleine Liebesaffäre mit jenem Land, das so viel früher so viel zivilisierter und cooler war als der hiesige Waldrand. Mittlerweile muss man sich aber schon fragen. Zum Beispiel fuhr letztes Jahr im März, als die Pandemie noch jung und verwegen war, eine 16-Jährige aus Wisconsin auf Schulausflug nach Disneyworld. Dort holte sie sich Covid und postete darüber auf Facebook. Worauf die Schule ihr den Sheriff schickte, der sie aufforderte, die Postings zu löschen, weil ja nicht erwiesen war, dass sie tatsächlich Covid hatte. (Damals war das mit dem Testen noch nicht so einfach.). Zur Ehre des Landes sei gesagt, dass der Bundesrichter dem Teenager recht gegeben hat, mit der schönen Begründung, das Recht auf freie Meinungsäußerung sei keine Einstellung in einem Computerspiel, die man nach Belieben ein- und ausschalten könne.
Weiters ist die Frage, ob sich Amyiah (so heißt die junge Frau) angesteckt hatte und dann in Quarantäne geschickt wurde, oder ob sie sich ansteckte und dann in Quarantäne geschickt wurde.
Wer Latein gelernt hat, kennt das als consecutio temporum, auch bekannt als Zeitenfolge. Jetzt und hier geht es um die sinnvolle Abfolge von Präteritum (auch Imperfekt oder Mitvergangenheit) und Plusquamperfekt. Ist ja auch logisch: Wenn etwas einst zuerst geschehen ist, sodass danach etwas anderes geschehen musste oder konnte, soll das seinen sprachlichen Niederschlag finden. Um diese Vorzeitigkeit (für Klugscheißer: Anteriorität) auszudrücken, gibt es das Plusquamperfekt, das nicht umsonst auch „Vorvergangenheit“ heißt.
Die Frage ist aber, ob die Welt ordentlich ist oder nicht. Vielleicht geschehen die Dinge ja einfach so, das nennt man dann Kontingenz: Ich stand auf, kochte Kaffee, trank ihn und hustete ins Telefon. Das Aufstehen passiert einem halt irgendwann, weil man keine Lust mehr hat, im Bett herumzuflacken.
Oder alles steuert auf ein Ziel zu:
Er war aufgestanden, nun kochte er Kaffee. Er trank ihn und hustete dann ins Telefon.
Hier ist das Aufstehen die Voraussetzung dafür, dass der Rest vonstatten gehen kann. Aus einer Abfolge von Ereignissen wird eine Geschichte. Kann man machen, muss aber nicht.
Manchmal ist es auch wurscht:
James Bond hatte abgedankt, die 007-Nummer ging auf eine Frau über.
James Bond dankte ab, 007 war nun eine Frau.
Man muss kein alter weißer Mann sein, um zu erkennen, dass das höchstens ein netter Gag ist, weil das weiße Altmännertum der Bondfigur von vornherein eingeschrieben ist. Nicht einmal das überaus woke Zweckdichterbalg hält das Geringste davon, aus Bond eventuell eine Frau zu machen, weil das dann sicher eine nette Geschichte werden kann, aber halt keine Bondgeschichte. 007 ist ein arroganter Sack mit Hoden. Schönes Wochenende!
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