Freitag, 15. April 2022

Wie gesagt

 

Vieles, o teure Lesehäschen, verliert sich im Dunkel der Geschichte, und manchmal ist dabei, wie man sagt, wo euer Ergebener herstammt, der Schaden schnell geschätzt. So gibt es heute gewiss Briten, die von Glück sagen können, dass sich niemand mehr erinnert, welcher hohe nautische Amtsträger für die Wendung drunk as a sea lord verantwortlich ist, weil man sonst den Ururopa in einem nicht mehr ganz so erfreulichen Lichte sähe. Hierzulande darf man sich vergleichsweise unschuldig fragen, wie fett ein Radierer oder die russische Erde eigentlich wirklich sind. Dass der Spar am Sonntag zu ist und als Vergleichsgröße für jemanden in ähnlicher Verfassung dienen kann, versteht sich von selbst.

Weniger klar ist die Klarheit der Kloßbrühe oder der dicken Tinte, aber es dürfte nicht lohnen, dem nachzutauchen. Viel lieber wüsste man, wer jener Friedrich war, dem (und dem Arsch) sich völlig Nutzloses widmet. Wer sehr gespannt ist, ist dieses „wie ein Pfitschipfeil“, aber was ist eigentlich ein Pfitschipfeil? Das Internet belehrt uns, dass dieses Wort eine Doppelung aus dem Pfeil und einem nicht mehr gebräuchlichen Wort für denselben (nämlich vitzer) sei, was als Erklärung der Redewendung für die Fisch’ ist, weil ja stets der Bogen und nicht der Pfeil gespannt wird. Dass die Axt im Walde kein Vorbild für die feine englische Art sein kann, liegt wiederum auf der Hand. Manches verwittert im Laufe der Zeit, sodass heute kaum mehr jemand „rangeht wie Blücher“, was wohl damit zu tun hat, dass sich kein Mensch mehr an die Waffentaten des Feldmarschalls Blücher erinnert. Höchstens bei Karl-May-Lesern klingelt es, wenn sie hören, einer sei „wie Zieten aus dem Busch“ gekommen, nämlich zur allgemeinen Überraschung, und selbst jene werden nicht mehr parat haben, dass Hans Joachim von Zieten als Kavalleriegeneral der preußischen Könige ein allseits bekannter Feldherr des 18. Jahrhunderts war.

Besonders gern wüsste euer Zweckdichter, wo die vielzitierten Hempels residieren, unter deren Sofa es aussieht, also, frage nicht! Dass jemand lügt „wie gedruckt“, überrascht in Zeiten von fake news gewiss niemanden mehr. Möglicherweise tut der Betreffende dies frech wie Oskar, von dem leider nichts bekannt ist, als dass er halt ein Frechdachs war, schade. Eine erfreuliche Ausnahme in puncto Ursprungsforschung stellt anscheinend der liebe Scholli dar, der, so zumindest Wikipedia, auf den Studenten Ferdinand Joly zurückgehen soll, der 1783 von der Universität Salzburg verwiesen wurde. Die Auskunft, inwiefern das etwas mit mein lieber Scholli zu tun haben könnte, bleibt die beliebte Online-Enzyklopädie leider schuldig.

Man sieht also, dass vergleichende Redewendungen dazu neigen, ihre Genese in Nebel zu hüllen. Wir sind daher gespannt, ob sich in 20, 50 oder 100 Jahren noch jemand erinnert wird, woher der treffende Ausdruck fett wie ein Personenschützer stammt.

Frohe Ostern!

 

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