Freitag, 22. April 2022

Einsatzmöglichkeit

 

Es kann so einfach sein, o vielgeliebte Lesehäschen, den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. Manchmal lässt sich dabei sogar das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden. Wer neulich die nicht genug zu preisende Sendung mit der Maus gesehen hat, weiß, wovon die Rede ist. Dort wurde nämlich ein Offshore-Windrad repariert. Dazu muss man sich klarmachen, dass der Rotor eines solchen Trumms bis zu 170 m Durchmesser haben kann. Entsprechend abgelegen und schwindelerregend sind diese Anlagen.

Wie geht so etwas vor sich? Es besteigt eine Besatzung von drei Mann (nämlich Pilot, Kopilot und Technikerschupfer, dazu gleich mehr) einen recht stattlichen Hubschrauber. Zu ihnen gesellen sich drei Techniker. Der Hubschrauber hebt ab, man fliegt zu dem defekten Windrad, das oben eine Plattform mit Geländer hat. Darüber schwebt der Chopper, der Technikerschupfer hängt einen Techniker nach dem anderen an die Seilwinde und lässt ihn auf die Plattform hinab. Es folgt noch eine große Tasche voller wichtiger Werkzeuge. Dann dreht der Hubschrauber ab und fliegt zurück zu einer Versorgungsinsel.

Die drei Techniker öffnen eine Luke und steigen in die Gondel des Windrads hinunter. Dort melden sie telefonisch die erfolgreiche Absetzung, ehe sie sich im Schein ihrer Stirnlampen erschlauen. Sie stellen fest, dass eine Sicherung defekt ist, und tauschen diese aus. Dann rufen sie telefonisch den Hubschrauber. Dieser schwebt wieder über der Plattform und nimmt zuerst die Werkzeugtasche, dann einen Techniker nach dem anderen auf, wobei der Technikerschupfer selbstverständlich seines verantwortungsvollen Amtes waltet. Sobald alle an Bord sind, fliegen alle wieder zurück an Land.

Unterm Strich waren sechs hochqualifizierte Personen geschätzte zwei Stunden beschäftigt, macht zwölf Mannstunden, dazu mindestens eine Flugstunde, die bei einer Maschine dieser Größe mit ungefähr 2.000 Euro wohlfeil ist (Bildungsauftrag erfüllt). Auf der anderen Seite der Gleichung steht eine gewechselte Sicherung.

Um nun wie verheißen das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden und zugleich eine Menge fossilen Hubschraubertreibstoff zu sparen, fragen wir uns, wie man ähnliche Probleme gelöst hat, als es noch keine Hubschrauber gab. Antwort: Man setzte den Leuchtturmwärter bei seinem Leuchtturm ab und wünschte ihm alles Gute für die nächste Zeit. Was liegt also näher, als in jede Windradgondel einen lockdowngestählten und sozial schwer verträglichen Teenager zu pflanzen? Strom ist ja genug da, man braucht nur noch ein Bett, einen Heizlüfter, einen Vorrat an Tiefkühlpizzen, eventuell eine Playstation und natürlich eine 4G-Verbindung. Eine Waschgelegenheit ist optional. Nach der Anfangsinvestition in die Basiausstattung ließe sich solche Nachwuchskräfte vom Ersparten eines einzigen Hubschraubereinsatzes locker monatelang finanzieren, da bleibt sogar noch ein nices Taschengeld. Das Wechseln einer Sicherung ist selbst diesen jungen Verpeilten ohne Weiteres zuzutrauen. Sie selbst genießen für ein, zwei Wochen die Abwesenheit von ihrem familiären Umfeld, und dieses ebenfalls. Worauf warten wir noch?

Schönes Wochenende!

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