Freitag, 22. Dezember 2023

Immerhin

 

 

Das Jahr war wieder einmal durchwachsen

und das ist noch ordentlich untertrieben.

Deshalb ist hier nicht der Ort für Faxen,

die Schmähs sind heuer meist ausgeblieben.

 

Wohin man schaut, ist viel Luft nach oben.

Zähl es dir auf, du weißt schon was ich meine.

Von "lasset uns alle den Sobotka loben"

bis Gaza, Klima, noch immer Ukraine.

 

Wer fragt, was er heuer denn schenken soll,

dem kann ich nur sagen: "Schenk uns beiden voll."

Denn wenigstens darauf bleibt weiter Verlass:

Heiligabend geht bestens mit vollem Glas.

Freitag, 15. Dezember 2023

Kreuchen & Fleuchen

 

Es ist oft anders, o flexible Lesehäschen, als man glaubt. Zum Beispiel hättest du dir als Normalverbraucher vor zwei, drei Jahren nicht träumen lassen, dass die KI in deinem Leben jetzt schon eine Rolle spielen könnte. Oder du hast dir fest vorgenommen, niemals wieder ein Haustier mit Wirbelsäule in deine Umgebung zu lassen, weil mit einer Wirbelsäule immer auch ein Knuddligkeitsfaktor einhergeht, der bei Sensibelchen wie eurem Ergebenen übertriebene emotionale Einlassungen provoziert. Man hat dann einfach zu viel Mitleid mit den Viechern. Dass Käfer eine erfreuliche Alternative für alle darstellen, die ihre Wohnung gern mit anderen Wesen teilen, ist für treue Lesehäschen nichts Neues. Der ZEIT war kürzlich zu entnehmen, dass Ameisen derzeit voll angesagt sind. Zu ihren Reizen, so der Autor, zähle es, dass sie mit einfachsten kognitiven Mitteln alles zusammenbringen, was der Mensch auch so schafft, von Sammeln über Jagen und Ernten bis zur Sklavenhalterei.

Die letzteren sind körperlich so spezialisiert, dass sie ohne Sklaven nicht mehr überleben können. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich käme mir ein bisschen seltsam dabei vor, mir ein Ameisenvolk anzuschaffen, damit es von dem anderen versklavt werde. Dann lieber gleich eine Katze, denn da ist der nötige Lakai schon vorhanden, weil es sonst niemanden gäbe, der die Katze ins Haus holt.

Dann merkt man allerdings: Die Zeiten haben sich geändert. Während es für kleine Gen-Xer ganz normal war, ihre Eltern wochen- und monatelang anzujammern, dass man so gern eine Katze/einen Wellensittich/ein Meerschweinchen hätte, sind Gen-Zer sich der Bedürfnisse anderer Spezies eher bewusst: Man holt sich keine Katze mehr. Man holt zwei Katzen. Man holt auch zwei Kaninchen, zwei Meerschweinchen, um Himmelswillen mindestens zwei Papageien und auch zwei Pferde, es sei denn, man gönnt seinem Einzelpferdekind eine Gesellschaftsziege. Ob die Ziege sich mit dem Pferd langweilt, bleibt ungeklärt. Interessant bleibt die Frage, ob speziesübergreifende Gesellschaft etwa auch für eine Katze (Maus?) machbar wäre. Hamster können sehr gut allein bleiben. Allerdings sollten sie es auch, weil sie die ganze Nacht in ihrem Käfig herumfuhrwerken und dich tagsüber ungehalten beißen, wenn du was von ihnen willst. Wenigstens leben sie nicht lang.

Bei der Befassung mit Gen-Zer-Wünschen stolpert man auch über allerlei Internettipps zur Wahl des richtigen Haustiers. Bald stellt man fest, dass der Kampf gegen die Maschinen bereits begonnen hat. Nur stehen wir den Robotern nicht mit Laserwaffen auf einem postapokalyptischen Schlachtfeld gegenüber. Vielmehr zermürbt uns die KI, indem sie uns Hausgenossen unterjubelt, die weniger dazu geeignet sind, unseren Alltag mit ihrer flauschigen Anwesenheit zu bereichern, als darauf, uns binnen Wochen in den Wahnsinn zu treiben. Dass hier Meerschweinchen als super cuddly angepriesen werden, obwohl ihre Bereitschaft, sich streicheln zu lassen, als todesängstliche Schreckstarre treffender beschrieben wäre, ist da noch eine der harmloseren Fallen. Doch wie kommt man ernstlich auf die Idee, sein Heim mit nicht etwa einem, sondern mindestens zwei sugar gliders teilen zu wollen? Wer noch nicht in die Verlegenheit gekommen ist: Der auf Deutsch so genannte Kurzkopfgleitbeutler sieht allerdings extrem niedlich aus. Das war’s aber auch schon: Die Viecher brauchen viel, viel mehr Platz, als man unterhalb der Oligarchenklasse bieten kann („glider“ ist nicht nur so dahingesagt). Sie markieren außerdem ihr Revier mit einem übelriechenden Sekret und sind, das überrascht jetzt keinen mehr, nachtaktiv. Angesichts dieser Schwierigkeiten überlegt das Zweckdichterbalg nun die Anschaffung eines love interest, weil das auch kuschlig ist, aber daheim gefüttert wird und allein zum Arzt gehen kann. Ach ja, die Zweckdichterschwiemu hat wieder einen Hund.

Schönes Wochenende!

Freitag, 1. Dezember 2023

Zeit ist Geld

 

Der Router, o technikverliebte Lesehäschen, ist die Superyacht des kleinen Mannes. Oder, damit wir fair bleiben, nicht der Router, sondern jener Router, den du als Repeater (quasi Datenmätresse) einsetzt, weil du ja schon einen Hauptrouter zur Rechten hast, der dich, wann immer du es begehrst, mit drahtloser Bandbreite versorgt, während du die unsterbliche Nummer The Internet is for Porn aus Avenue Q summst, welches Musical vor einer Weile auch in Wien aufgeführt wurde, aber leider auf Deutsch. Ich habe das Gefühl Das Internet ist für Schweinkram fetzt nicht ganz so hart rein.

Wo waren wir? Genau. Du besitzt also einen Router der weitbeschreiten Marke Fritz.Box, der über einen einzigen LAN-Anschluss verfügt. Einerseits brauchst du nämlich einen Router, der einen SIM-Karten-Steckplatz hat, und da sind die mit mehreren LAN-Anschlüssen rar und teuer. Andererseits brauchst du aber LAN-Anschlüsse, weil deine Heizung sonst nicht gehorcht und dein Drucker auf deine Druckwünsche pfeift.

Die Lösung ist ein Repeater mit LAN-Anschlüssen. Nun stellst du fest, dass Fritzboxen Herdentiere sind, indem sie sich mit anderen Fritzboxen gut vertragen, nicht aber mit beispielsweise einem Netgearteil. Ein Fritzboxrouter lässt sich daher plugandplay als Repeater einrichten, wenn du schon einen Fritzboxrouter dein eigen nennst. Das ist eine höchst erfreuliche Nachricht, weil die eigentlichen Fritzboxrepeater sehr teuer sind, während man gebrauchte Fritzboxrouter auf willhaben für ’n Appel und ’n Ei kriegt, wie man so sagt, wenn auch selten in Österreich.

Du machst also eine Radtour, weil du wieder einmal auf die Postleitzahl 1100 hereingefallen bist und dir gedacht hast, dass 1100 ja an 1040 grenzt, nicht bedenkend, dass es zum Beispiel von Miami nach Vancouver ein ganz schön breiter Weg ist, obgleich auch die USA an Kanada grenzen. Favoriten, das merke sich ein jeder, ist groß.

Nun hast du deine Fritzbox heimgetragen, schließt sie an und drückst die entsprechenden Knöpfe, um deinen Router und die Datenmätresse über ihre neuen Positionen zu belehren. Dies kümmert beide einen Dreck.

(Die folgenden vier Stunden inklusive Anrufs bei der wieder einmal nutzlosen Fritzboxhotline sowie Hilferufpostings in einem einschlägigen Forum dürft ihr euch selber ausmalen. Nur so viel: Plug & Play hat oft erstaunlich spezifische Wünsche, wie zum Beispiel „Betriebssystem Version 7 oder neuer“. Aber jetzt funktioniert es, danke der Nachfrage. Und wenn der Menüpunkt, von dem die Hilfreichen im Internet dir erklären, dass du ihn anklicken sollst, bei dir nicht existiert, liegt es eventuell daran, dass – die Wege des Herstellers sind unerforschlich – du möglicherweise auf ein gut verstecktes Icon klicken musst, um die „Expertenansicht“ freizuschalten, weil du dich erst mit der Auffindung dieser Option als Experte qualifizierst.)

Wie also eine Superyacht eine höchst effiziente Maschine zur Vernichtung von Kontostand ist, so ist ein Repeater eine nicht minder effiziente Maschine zur Vernichtung von Freizeit. Und wer vor niemandem damit protzen kann, dass er das Hafenbecken von Monaco blockiert hat, kann immer noch damit angeben, dass er seinen freien Nachmittag mit der Herstellung von Onlinekapazität verjuxt hat.

Schönes Wochenende!