Freitag, 23. August 2024

Ihre Sorgen

 

Wir können uns wieder lockermachen, o endzeitbesorgte Lesehäschen. Zwar steht auf der Shortlist zum „Jugendwort des Jahres“ das Jugendwort 2012 („yolo“). Und auch „Digga“ macht sich hier unangenehm breit, ein Begriff, der mindestens seit 2005 kursiert und nie cooler war als „Oida“. Unter den hoffnungsfrohen Kandidaten, die es dann doch nicht in die Top Ten geschafft haben, dürften sich vermutlich „Bandsalat“, „Fisimatenten“ und „Droschke“ finden, die im Vergleich zu „yolo“ geradezu knackfrisch daherkommen.

Es geht aber noch schlimmer. Die Dudenredaktion informiert über Änderungen im Wortbestand des beliebten Nachschlagewerks. Dankenswerterweise sind die „Spagetti“ rausgeflogen, die mindestens so elend sind wie der „Schofför“ (den gibt es noch), sowie der „Tunfisch“, der für nichts gut war als einen halblustigen Witz.

Im Gegenzug wurde aber ein Wort wieder aufgenommen, das schon einmal gestrichen worden war. Es handelt sich um den Hackenporsche. Für alle, die das diesseits der Linie Düsseldorf – Leipzig – Breslau lesen: Ein „Hackenporsche“ ist das, was ein ordentlicher Mensch als Einkaufstrolley kennt. (Zur Erinnerung: „Hacken“ heißen jenseits der gedachten Linie die Fersen wie auch die Schuhabsätze, womit die Unnötigkeit des Wortes hinreichend belegt ist. Schließlich leisten wir uns auch verschiedene Wörter für „Auge“ und „Brille“.) Wie Die Rheinpfalz in Übereinstimmung mit der Tagesschau mitteilt, sei dieser Begriff „scherzhaft“.

Haben alle fertiggelacht? Sehr schön. Ist ja auch echt lustig, dass ein Einkaufswagerl nach einem Sportwagen benannt wird, weil, ähm, tja, weil man ihn nachzieht? Ich glaube, ja.

Aber jetzt kommt’s: Warum darf der Hackenporsche „ab jetzt wieder im Duden seine Runden drehen“, wie Die Rheinpfalz wohl ebenfalls „scherzhaft“ feststellt? Ist der Dudenredaktion ein Fehler unterlaufen? Wurde ihr Server gehackt?

Nein: Der Hackenporsche besticht deshalb in Deutschlands maßgeblichem Wörterbuch wieder mit sportlicher Straßenlage, wie ich euch scherzhaft wissen lasse, weil sich Leute darüber beschwert haben, dass er gestrichen worden war.

I shit you not: Es gibt tatsächlich auch heute Menschen, die Zeit und Lust haben, sich zu beklagen, dass ein lexikalischer Flachwitz nicht mehr quasioffiziell abgesegnet wird. Dann ist es wohl doch nicht so schlimm. Schönes, unbeschwertes Wochenende!

 

 

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