Erstens gebe ich
jetzt eine Runde nicht etwa aus, denn Wies’n war gestern. Nein, ich gebe eine
Runde an, weil ich so super bin. Hat mir doch ein überaus schätzbarer und
teurer Freund eine Belegstelle aus einem kürzlich erschienenen germanistischen
Werk geschickt, worin meine Dissertation zitiert wird, und zwar mit dem
unzweideutig positiven Epithet „lesenswert“.
Jawoll, meine Damen und Herren, lesenswert seit 15 Jahren, euer Zweckdichter.
Alsdann, liebe Lesehäschen, bleibt dran, lest weiter und erfahrt, was es heute hier zu erfahren gibt. Als Nächstes klaue ich schamlos, aber anders als Spindelegger und Khol mit Quellenangabe. Ich klaue von Oliver Voß. Dieser ist nicht zu verwechseln mit dem doppelt be-essten Oliver Voss, früher Kreativboss bei JvM und heute sein eigener Chef.
Unser heutiger Gaststar Oliver Voß ist ebenfalls an der Alster tätig, jedoch als maßgeblicher Lektor der ZEIT und damit Gottvater der deutschsprachigen Richtigkeit. In dieser Eigenschaft verfasst er seit einigen Monaten die uneingeschränkt empfehlenswerte Kolumne „Fehlerlesen“ (siehe Link unten), um darin interessante sprachliche Problemstellungen darzulegen. In der jüngsten Ausgabe von „Fehlerlesen“ streift er ein Thema, das immer wieder für kurze, mehr oder weniger fruchtbringende Diskussionen gut ist: die Syllepsis.
„Bitte lauter und in verständlichen Worten“, tönt es aus den hinteren Reihen, und weil „dienstbereit“ mein zweiter Vorname ist, klaue ich sofort ein Beispiel von Voß und serviere es euch: „Das waren Menschen, die uns ablehnend gegenüberstanden, ja hassten.“ Das klappt so nicht, weil man dem Dativ gegenübersteht, aber den Akkusativ hasst. „Uns“ steht hier gleichzeitig in beiden Fällen, und das ist mehr Last, als drei Buchstaben tragen können, weshalb wir sie einfach verdoppeln: „Das waren Menschen, die uns freundlich gegenüberstanden, ja uns verehrten.“ Fertig ist die Gartenlaube: Man darf solche Wörtchen beim zweiten Mal nur weglassen, wenn sie im selben Fall stehen wie beim ersten Mal.
Karl Kraus subsumiert so etwas unter „Zeugma“, während i-Tüpferlreiter das Zeugma von der Syllepsis, unterscheiden, für die sich Kraus von einem Leserbriefschreiber ein korruptes Schiller-Zitat als Beispiel unterschieben hat lassen.
Aber der Reihe nach: Das Beispiel von Voß stellt eine Syllepsis dar. Denn „uns“ bezieht sich auf „gegenüberstanden“ und „hassten“, müsste dazu aber jeweils in unterschiedlichen Fällen stehen. Ähnlich liegt der Fall bei Kraus mit dem ihm von einem Leser zugesandten Titel von Friedrich Schillers Antrittsvorlesung:
Alsdann, liebe Lesehäschen, bleibt dran, lest weiter und erfahrt, was es heute hier zu erfahren gibt. Als Nächstes klaue ich schamlos, aber anders als Spindelegger und Khol mit Quellenangabe. Ich klaue von Oliver Voß. Dieser ist nicht zu verwechseln mit dem doppelt be-essten Oliver Voss, früher Kreativboss bei JvM und heute sein eigener Chef.
Unser heutiger Gaststar Oliver Voß ist ebenfalls an der Alster tätig, jedoch als maßgeblicher Lektor der ZEIT und damit Gottvater der deutschsprachigen Richtigkeit. In dieser Eigenschaft verfasst er seit einigen Monaten die uneingeschränkt empfehlenswerte Kolumne „Fehlerlesen“ (siehe Link unten), um darin interessante sprachliche Problemstellungen darzulegen. In der jüngsten Ausgabe von „Fehlerlesen“ streift er ein Thema, das immer wieder für kurze, mehr oder weniger fruchtbringende Diskussionen gut ist: die Syllepsis.
„Bitte lauter und in verständlichen Worten“, tönt es aus den hinteren Reihen, und weil „dienstbereit“ mein zweiter Vorname ist, klaue ich sofort ein Beispiel von Voß und serviere es euch: „Das waren Menschen, die uns ablehnend gegenüberstanden, ja hassten.“ Das klappt so nicht, weil man dem Dativ gegenübersteht, aber den Akkusativ hasst. „Uns“ steht hier gleichzeitig in beiden Fällen, und das ist mehr Last, als drei Buchstaben tragen können, weshalb wir sie einfach verdoppeln: „Das waren Menschen, die uns freundlich gegenüberstanden, ja uns verehrten.“ Fertig ist die Gartenlaube: Man darf solche Wörtchen beim zweiten Mal nur weglassen, wenn sie im selben Fall stehen wie beim ersten Mal.
Karl Kraus subsumiert so etwas unter „Zeugma“, während i-Tüpferlreiter das Zeugma von der Syllepsis, unterscheiden, für die sich Kraus von einem Leserbriefschreiber ein korruptes Schiller-Zitat als Beispiel unterschieben hat lassen.
Aber der Reihe nach: Das Beispiel von Voß stellt eine Syllepsis dar. Denn „uns“ bezieht sich auf „gegenüberstanden“ und „hassten“, müsste dazu aber jeweils in unterschiedlichen Fällen stehen. Ähnlich liegt der Fall bei Kraus mit dem ihm von einem Leser zugesandten Titel von Friedrich Schillers Antrittsvorlesung:
Was ist und zu welchem Ende studieren wir
Universalgeschichte?
Die Universalgeschichte steht hier gleichzeitig im Nominativ („sie ist“) und im Akkusativ („wir studieren sie“). Kraus tut damit Schiller ausnahmsweise unrecht, denn der Titel lautet tatsächlich: „Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte?“ Hier hat sich Schiller das erste „man“ (was heißt man) legitimerweise gespart, und die Universalgeschichte steht eindeutig im Akkusativ.
Soviel zur Syllepsis. Und was ist nun ein Zeugma? Das, was Texter manchmal in die Copy zu schmuggeln versuchen, meist aber erfolglos. Ein Prädikat bezieht sich grammatisch korrekt auf mehrere Objekte, die aber semantisch auf unterschiedlichen Ebenen stehen: „Er nahm den Hut und sich das Leben“; „ich heiße Hase und euch willkommen“. Einen ähnlich gelagerten Fall findet ihr am Start dieser Kolumne, wo „eine Runde“ zuerst wörtlich für eine Runde Getränke steht, dann aber adverbiell im Sinne von „vorübergehend“.
Fragen? Immer her damit.
Die Universalgeschichte steht hier gleichzeitig im Nominativ („sie ist“) und im Akkusativ („wir studieren sie“). Kraus tut damit Schiller ausnahmsweise unrecht, denn der Titel lautet tatsächlich: „Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte?“ Hier hat sich Schiller das erste „man“ (was heißt man) legitimerweise gespart, und die Universalgeschichte steht eindeutig im Akkusativ.
Soviel zur Syllepsis. Und was ist nun ein Zeugma? Das, was Texter manchmal in die Copy zu schmuggeln versuchen, meist aber erfolglos. Ein Prädikat bezieht sich grammatisch korrekt auf mehrere Objekte, die aber semantisch auf unterschiedlichen Ebenen stehen: „Er nahm den Hut und sich das Leben“; „ich heiße Hase und euch willkommen“. Einen ähnlich gelagerten Fall findet ihr am Start dieser Kolumne, wo „eine Runde“ zuerst wörtlich für eine Runde Getränke steht, dann aber adverbiell im Sinne von „vorübergehend“.
Fragen? Immer her damit.