Freitag, 24. April 2015

Tipps und Tricks


Diese Woche, meine hochverehrten und mir teuren Lesehäschen, will ich mich kurz fassen. Ich fasse mich außerdem spät, aber spätestens am Montag fällt das keinem mehr auf.

Zwei wichtige Erkenntnisse muss ich loswerden. Die erste betrifft alle, die die Tage bis Juli zählen. Denn das Schuljahr nimmt gerade die letzte Kehre vor dem langen Zielschuss, höchstens, dass die Kamelbuckeln der Notenkonferenz noch einmal für Spannung sorgen, aber im Großen und Ganzen ist der Käse gegessen. Wer jetzt kein Sehrgut hat, erstrebert sich keines mehr. Für alle, die dann in die wunderbare Welt der noch höheren Bildung entlassen werden, sowie für alle, die sich zu Ratschlägen berufen fühlen, stellt sich die Frage: Was dann? Euch allen eine Warnung: 

Kommunikationswissenschaftler haben nie gekellnert

Die zweitunnötigste Synapse ist jene, in der das Wort „vielgestaltig“ abgespeichert ist. Braucht kein Mensch, deshalb kennen Kommunikationswissenschaftlerinnen es nicht. Die kennen nur wichtige Sachen. Die unnötigste aller Synapsen lässt uns Form von Inhalt unterscheiden. Zumindest, wenn du eine Karriere im Marketing anstrebst. Hier darf es einfach keine Rolle spielen, ob du dich für eine Karte im Schuber entscheidest, oder aber für eine Idee, die sich als Karte im Schuber besonders gut umsetzen lässt. Merke: Karte im Schuber IST DIE IDEE! Und du hast sie gekauft, also ist sie super.

Einziger Nachteil ist, dass du dein karriereträchtiges Studium nicht als Servierkörper kofinanzieren kannst. Denn dann macht es einen großen Unterschied, ob du ein Bierglas oder ein Glas Bier spazieren trägst.

Zweitens, und jetzt bitte einen großen Applaus, vor allem von der Sektion Text, denn uns bleibt in Zukunft viel Arbeit erspart: Die Teaserheadline aller Teaserheadlines ist gefunden, nein: geschaffen. Vielseitig verwendbar, rundum super, nicht zu toppen. Eine Schande, dass uns das nicht eingefallen ist: 

Vieles ist Ansichtssache ... 

Bitte fleißig verwenden und nicht die graziösen Punkterln am Schluss vergessen.

Freitag, 17. April 2015

Sammeln und lernen


Liebe Lesehäschen, das mit den Wörtern ist oft schwierig. Damit es einfacher wird, beginnt hier – heute – jetzt!!! die große, geile Sammelreihe Schwierige Ausdrücke einfach erklärt. Wir fangen mit zwei Mittelgewichtswörtern an.  mit zwei Gratis-Start-Wörtern für euch:

„abstrakt“. Abstrakt bedeutet nicht: „Da habe ich gefehlt“. Genauso wenig bedeutet es: „Das finde ich irgendwie zu hochgestochen.“ Und auch nicht: „Das gefällt mir nicht.“ Noch auch: „Das gefällt mir nicht, weil ich es nicht verstehe.“

Abstrakt bedeutet, dass etwas sich im theoretischen Raum abspielt, ohne unmittelbaren Bezug zu einer stofflichen Realität. Insofern ist es naheliegend, abstrakt unrichtig zu verwenden. Wenn nämlich der Betreffenden der unmittelbare Bezug zu der stofflichen Realität fehlt, damals in der 4. Klasse anwesend gewesen zu sein, weil sie stattdessen in einem Cafè mit zu unruhig gemusterten Sitzbezügen Cappuccino mit Schlag getrunken und dazu Ernte 23 geraucht hat. Die Sabi hat dabei erzählt, dass sie am Wochenende in der Hitparade die Neue von Milli Vanilli mitgeschnitten hat, OHNE DASS DER MODERATOR INS INTRO GEQUATSCHT HAT! GEIL!

Ja, so war das damals, als man nicht mitbekommen hat, was „abstrakt“ bedeutet.

„machen“: Die Problematik von „machen“ ist naturgemäß anders gelagert. Wer schon Ernte 23 geraucht hat, als die Sache in der Schule dran war, der hatte jedes Recht dazu. Denn seine Probleme waren definitiv gravierender als die angemessene Verwendung von „machen“. Wir andern waren da noch bei Kaugummitischick. Oder Schoko halt, je nachdem, ob Coolsein oder Geschmack wichtiger war. Also, eigentlich waren wir alle bei Kaugummitschick. Mit „machen“ ist es ein bisschen so wie mit Schraubenschlüsseln: Wenn du den passenden nicht findest, kannst du es natürlich mit dem Universalschlüssel probieren. Aber wenn du nicht aufpasst, ist der nachher hin und die Schraube immer noch fest (oder eben nicht, je nachdem).

Manchmal ist machen ja vollrohr o.k.

Etwas kann einen Unterschied machen.

Kinder kann man auch machen.

Natürlich kann man mit „machen“ auch brauchbare Kombinationen erzeugen. Man kann sich etwas aus-machen. Oder sich etwas aus, oder einen drauf. Oder es ist dir wurscht, dann macht es nichts, oder dir zumindest nichts aus.

Aber „Machen wir etwas Lässiges“? Nicht unbedingt. Unternehmen wir lieber was Lässiges. Oder tun wir es einfach. Kurz: „machen“, nur für sich genommen, ist meistens zweite Wahl (außer bei Unterschieden und Kindern). Haben wir in der dritten Volk gelernt, stimmt immer noch. Und es komme mir jetzt bitte keiner mit Wörtern wie „Perückenmacher“ oder was weiß ich. Die stammen aus einer Zeit, als das machen noch geholfen hat.

So. Jetzt genehmige ich mir eine Kaisermischung und dazu eine Kaugummizigarette.utmachHutm


Freitag, 10. April 2015

Von zweien, die auszogen, das Kreieren zu lernen


So, liebe Lesehäschen, es ist schon spät in der Woche. Kuschelt euch an euren Kolumnator, ich will euch eine Gutenachtgeschichte erzählen.

Es war einmal – nein, kein König. Auch kein Königspaar. Sondern es waren einmal zwei Könige. Die hatten drei wunderschöne Töchter. Woher sie die hatten, tut jetzt nichts zur Sache. Jedenfalls, die drei Prinzessinnen waren sehr schön. Rattenscharf, um es jetzt mal volkstümlich auszudrücken. Wohlgefällig betrachteten die beiden Könige (eigentlich könnte man hier auch von einem Königspaar sprechen, oder?) ihre bezaubernden Nachfahrinnen. Da sprach der eine König zum andern: „Höre, mein Lieber, hast du nicht auch den Eindruck, dass es für unsere drei wunderschönen Prinzessinnen Zeit zum Heiraten wird?“ „Allerdings“, erwiderte jener, „wir haben sie voll Liebe aufgezogen und es ihnen an nichts mangeln lassen. Nun wollen wir zusehen, dass wir sie an den Mann bringen!“

Leider aber gab es in der ganzen Gegend nur einen einzigen brauchbaren Prinzen. Und selbst dieser hatte die sonderbare Angewohnheit, alle naslang in sein Horn zu stoßen. Aber andere Prinzen waren eben nicht zu finden. So kamen die Könige überein: „Einer ist besser als keiner. Wir wollen ihm unsere drei Töchter präsentieren, und eine von ihnen muss er freien. Die anderen beiden werden wir schon irgendwo unterbringen. Auch als Magd bei Frau Holle oder als verwunschenes Reh kann eine Prinzessin schließlich ihr Glück machen!“

So geschah es denn. Das Königspaar sandte die Prinzessinnen zum Prinzen. Damit sie sich von ihrer besten Seite zeigen sollten, gaben sie ihnen zwei Heiratsberaterinnen mit. Die sollten darauf achten, dass die Prinzessinnen recht anmutig das Köpfchen neigten, wenn der Prinz sie anredete, ihr Essen mit geschlossenem Mund kauten und vor der Königinmutter des Prinzen ordentlichen knicksten (oder knixten!).

Nun ging eine Zeit ins Land, und die Könige warteten auf ihrem Schlosse, welche ihrer Prinzessinnen bald Hochzeit feiern sollte.

Endlich kehrte die Reisegesellschaft wieder zurück. Unter Posaunenstößen zogen die wunderschönen Töchter in den Thronsaal ein, und die Könige konnten sich kaum mehr auf ihren Thronen halten vor Neugier. „Nun sprecht!“ riefen sie wie aus einem Munde. „Wie war es beim Prinzen?“ Die Heiratsberaterinnen antworteten ebenfalls im Chor: „Es war ein guter Termin, sehr positiv.“ „Ei, das hören wir gerne“, versetzten die Könige. „Doch welche Prinzessin will der Prinz heimführen?“ „Alle haben ihm sehr gut gefallen, am besten die mittlere. Doch wünscht er sie sich etwas bodenständiger. Er lässt bitten, ihm weitere Prinzessinnen zur Auswahl zu schicken. Auch hat er Bilder von Pferden malen lassen, damit Eure Majestäten sich besser in seine Wünsche einfühlen können. Und er kann sich gut vorstellen, mit einer Kirschholzkommode vor den Altar zu treten.“

Daran, liebe Lesehäschen, erkennt man wieder einmal, dass nicht nur Geschmäcker und Watschen verschieden sind, sondern auch Kundenfeedback. In der nächsten Folge: Ist es ein Korrekturwunsch oder ein Zen-Koan – you decide!