Das Wetter draußen ist furchtvoll, aber das Feuer ist recht
erfreulich ... naja, so ähnlich. Jedenfalls ist bald Weihnachten, und ich habe
meinen Brief ans Christkind noch nicht weggeschickt. Der Brief ans Christkind
ist deshalb so wichtig, weil man dank Brief ans Christkind glauben kann. Denn
außer dem Christkind kriegt heutzutage ja niemand mehr Briefe. Aber vorher
dürft ihr ihn lesen. Warum? Na, weil ihr meine hochgeschätzten Lesehäschen
seid! Also:
Liebes
Christkind,
unterm Baum packe ich gerne aus:
1.
Eine schöne Regelung für die
Satzzeichen in Aufzählungen. D. h. ich will in Aufzählungen am Schluss eines
Items einen Punkt setzen, wenn es sich um einen vollständigen Satz handelt,
andernfalls hingegen nicht. Die Alles-oder-nichts-Geschichte finde ich blöd.
2.
Dass wir € 100,– so schreiben, oder
auch EUR 200, –, oder meinethalben
auch 200 Euro. Hingegen schenken wir es uns nächstes Jahr, 150,40 Euro so zu
schreiben und das mit dem „Lesefluss“ zu begründen.
3.
Eine gute Idee, wie man
postfaktischen Argumenten begegnet.
4.
Was Wirksames gegen unansehnliche
Anglizismen, und damit meine ich nicht die Verwendung von sympathischen
Fremdwörtern wie One-Night-Stand oder
challenge, ich meine merkwürdige
Konstruktionen wie Sinn machen oder das ist, warum. Denn es macht keinen Sinn. Gemacht werden Männer (dann sind sie gemachte Männer), Kinder
(dann existieren sie im Unterschied zu vorher) und Pausen (immer gut). Sinn
entsteht, wird gestiftet oder ergibt sich. Und natürlich ist das der Grund,
dass. Es ist nicht, warum.
5.
Einen Gutschein für
Lektoratsdienstleistungen, den ich gleich dem Online-Standard weiterschenken kann. Kürzlich haben Mitterlehner
und Lopatka jenem zufolge das Kriegsbeil beigelegt. Seither warte ich als mittelschichtige ÖVP-Zielgruppe mit
Privatschulaffinität auf ein schickes Direct Mailing, das mich als potenziellen
Wähler anspricht. Allerdings muss dem Mailing ein Kriegsbeil beigelegt sein. Sonst wähle ich nicht schwarz, da bin
ich eigen. Im selben Artikel war allerdings auch vom Quertreiben der Regierungslinie die Rede, was mir ein
interessanteres Problem zu sein scheint, als man zunächst glauben möchte. Denn
man hat zwar den Eindruck, als läge die Schwierigkeit darin, dass der
Regierungslinie eine Tätigkeit zugeschrieben wird, während sie in Wahrheit
Objekt und nicht Subjekt dieser Tätigkeit ist (nicht die Regierungslinie treibt
quer, sondern Lopatka treibt quer zu ihr). Doch hätte der Betreffende vom Hintertreiben der Regierungslinie
geschrieben, wäre (zumindest für mein Schweinsauge) alles in Ordnung. Das Dumme
ist also wohl, dass quertreiben ein
intransitives Verb ist (d. h. kein Objekt im 4. Fall verträgt), hintertreiben hingegen ein transitives,
sodass in der Passivkonstruktion der 2. Fall passt: Ich backe den Kuchen (im Akkusativ); das Backen des Kuchens (im Genitiv). Hingegen: Du schaust ob dem Wahlergebnis enttäuscht – das Enttäuscht-Schauen des
Wahlergebnisses. Nein, das geht sich nicht aus. (Übrigens wurde das Kriegsbeil mittlerweile korrigiert, quergetrieben wird aber immer noch.)
6.
Lesestoff, der dem Aubrey-Maturin-Zyklus das Wasser
reichen kann.
Und natürlich 7. die
Weigerung der US-Elektoren, für
Trump zu stimmen, solange er sich nicht von seinen Besitztümern im Ausland
trennt.
Schauen wir, ob ich auch brav war.