Bevor wir, o bereiste Lesehäschen, die versprochenen Feedbacke (Feedbäcker?) kritisch beschnuppern, müssen wir uns der Frage stellen, ob Tschechien in Europa angekommen ist. Wer nämlich vorigen Donnerstag von Tabor nach Linz fahren wollte, konnte sich natürlich einfach ins Auto setzen. Aber kann das Auto in unseren Zeiten immer die Antwort sein? Natürlich nicht. Man nimmt also den Zug. Dabei hat man die Wahl zwischen der Website der ÖBB und jener der CD (also der tschechischen Staatsbahn). Die CD bot erfreulicherweise mehrere Direktverbindungen, die ÖBB leider nicht. Die aufgelegte Lösung für Optimisten wäre es natürlich gewesen, Tickets bei CD zu kaufen. Realisten schauten bei den ÖBB ins Kleingedruckte und erfuhren, dass die fraglichen Züge erst eine Woche später wieder verkehren sollten.
Wir wissen daher, dass Tschechien sehr wohl zu Europa gehört, jedoch nicht in unserem Multiversum. Deshalb Vorsicht bei der Reisebuchung!
Nun vorwärts an die Feedbackfront. Zum Beispiel hatte euer Ergebener mitzuteilen, dass ein SMS drei Komma fünfunddreißig Cent kostet, ein Monat aber drei Euro und fünfzig Cent. Kundenseitig tat sich die Frage auf, warum einmal „Komma“ und einmal „und“ gesagt wurde, obgleich „und“ als schöner empfunden wurde.
Antwort: Weil es in unserem Währungssystem nichts Kleineres als den Cent gibt, danke der Nachfrage.
Manchmal schauen Kunden auch ganz genau hin. Der gelieferte Satz lautete ungefähr: Das Kuvert eignet sich für den Versand von Ausweisen und der zugehörigen Unterlagen. Der Kunde warf die Frage auf, ob es denn nicht heißen müsse: … für den Versand von Ausweisen und den zugehörigen Unterlagen.
Tatsächlich, warum nicht? Nun denn: Weil der Versand standardmäßig mit dem Genitiv abgeht – der Versand der Ware, der Versand meines Gepäcks und so weiter. Wenn aber das Versandgut kein Attribut oder Artikelwort dabei hat, wird es schwierig. Denn das Deutsche kennt für Substantive keinen reinen Genitiv. Schickt dir dein Opa zum Beispiel selbstgeimkerten Honig, dann ist das der Versand köstlichen Honigs. Der „Versand Honigs“ ohne köstlichen geht sich aber nicht aus. Deshalb polstert man den Honig für den Versand mit einem „von“, damit grammatisch nichts zu Bruch geht. Schickt dein Opa, weil er nett ist, aber außerdem noch zwei selbstgedrechselte Honiquirle mit, dann brauchen die, weil unzerbrechlich, kein von-Polster. Das „von“ kann sich ganz auf den Honig konzentrieren, der Genitiv der Quirle ist mit Hilfe seines Attributs klar: Versand von Honig und gedrechselter Quirle. Andernfalls hast du nämlich den „Versand von den gedrechselten Quirlen“ vor dir, und da hilft aller Honig nichts.
Was haben wir noch? Eine Seelenverwandtschaft zum ZDF. Bekanntlich wurden dort Bären gegendert, unter denen sich laut Berichterstattung viele „Veganer:innen“ finden, damit sich die nichtbinären Ursiden nicht auf den Schlips getreten fühlen. So auch bei uns. Euer Zweckdichter lud die werten Leser*innen ein, für Ihre Favoriten zu stimmen. Als Ersatz für „Favoriten“ wünschte man sich darauf „ein anderes genderneutrales Wort“. Abgesehen davon, dass hier ein Beistrich fehlt, denn wenn „Favoriten“ genderneutral wäre, wäre ja schon alles in trockenen Tüchern – abgesehen davon also handelte es sich bei den zu kürenden Favoriten um Flugblätter, über deren geheimes Leben man hiermit spekulieren darf. Tja. Schönes Wochenende!