Fremdwörter, o klassisch gebildete Lesehäschen sind bekanntlich Glückssache, und wer sich noch nie infisziert hat, werfe den ersten Stein.
Noch mehr Glück braucht man freilich mitunter, um nicht nur das richtige Fremdwort zu erwischen, sondern ihm auch das korrekte Geschlecht zuzuschreiben. Anders als Menschen können die meisten Wörter (also: Hauptwörter, bei den andern ist es wurscht) ihr gender nämlich nicht nach Belieben wechseln. Nur wenige haben zwei oder gar gleich alle drei grammatischen Geschlechter in der Tasche wie James Bond seine Pässe. Der/die/das bekannteste Beispiel ist wohl Joghurt, dessen Geschlecht in der Jugend eures Ergebenen bisweilen für Diskussionen sorgte (es waren Zeiten vor dem Smartphone). Tatsächlich darf man der/die/das Joghurt sagen, wie man lustig ist. Früher war, wie hieramts vor längerem bemerkt, auch Dschungel so fluid, aber mittlerweile hat die Dudenredaktion eingesehen, dass „die Dschungel“ wahrscheinlich der Scherz eines Praktikanten war, dem niemand auf die Finger geschaut hatte, und „das Dschungel“ geht jetzt auch nicht so recht ölig runter.
Aber wir waren bei den Fremdwörtern. Euer Zweckdichter hätte bis vor Kurzem beliebige Summen darauf verwettet, dass man z. B. als niederösterreichischer Landeshauptmann ein Protegé hat. Tatsächlich hat man einen Protegé, auch wenn es sich um die Hanni handelt. Auf Risotto wäre ich ebenso reingefallen, denn du lässt dir den Risotto schmecken, besonders, wenn es sich um die unschlagbare Umami-Bombe mit Thunfisch und ordentlich Grana handelt, nicht etwa das Risotto.
Beides ist leicht damit erklärt, dass weder das Französische noch das Italienische ein grammatisches Neutrum kennen, sodass Joghurt dort wohl nicht nur genau zwei Drehrichtungen, sondern auch genau zwei Geschlechter hat.
Damit zum Feedback der Woche. Es verdient unter den Feedbäcken einen Ehrenplatz, weil man als Gebrauchstextproduzent nur höchst selten so klar erfährt, was die eigenen Erzeugnisse für den zahlenden Kunden wert sind. Das Feedback fand sich auf der linken Hälfte einer Doppelseite, die rechts mehr Text enthielt als links, und lautete „bitte mehr Text“. Nicht etwa „hier bitte noch folgende Info“ oder etwas in der Art. Gewünscht war tatsächlich nichts als eine Steigerung des Grauwerts auf der Seite.
Man bekommt Lust, sich einen Anzug anmessen zu lassen, nur damit man bei der zweiten Anprobe testen kann, wie der Schneider dreinschaut, wenn man aufs linke Hosenbein deutet und sagt „bitte mehr Stoff“. Schönes Wochenende!