Was ist das für ein fröhliches Schraddeln auf heftig verstärkten Gitarren? Wer drischt da so enthusiastisch auf die Kettledrum ein? Warum dieses Jubilieren vom tiefsten Kellerlokal bis zu den höchsten Bergesgipfeln?
Es liegt an der guten Nachricht, o teure Lesehäschen, als welche da lautet: Endlich mehr Rock’n’Roll in der Politik, nämlich in der niederösterreichischen Landespolitik! Deshalb freuen sich Lederjackenträger und Gitarreros von Nenzing bis Neusiedl. Wer aber bringt das Feeling ins Landhaus? Unsere vielgeliebte FPÖ, that’s who! Es ist nämlich, falls ich eure Erinnerung da mal eben auffrischen darf, so: Wenn eine Rockband, also so eine richtig erfolgreiche Rockband von der Sorte, die nicht mehr in einem ehemaligen Feuerwehrbus mit fast noch gültigem Pickerl unterwegs ist, sondern in einem rollenden Sündenpfuhl, dem ein vielköpfiger Sattelschlepperkonvoi vorauseilt, wenn die also auf Tour geht, kommt sie irgendwann am Orte des nächsten Gigs an. Dort will man es halbwegs kuschelig haben, also je nach Gusto dieses Pulver, aber nicht jenes, Groupies von dieser Cupgröße, aber jene weniger, sowas halt.
Die entsprechenden Vorlieben schreibt man als Rockband auf einen Zettel, den sogenannten tour rider. Natürlich will man keine Enttäuschungen erleben, wenn man dann irgendwann nach stattgehabtem Abhotten auf der Bühne das Groupiekästchen öffnet, sondern man will prickelnde Vorfreude! Zwecks ungetrübten Genusses derselben verstecken g’feanzte Bands in ihrem rider kleine Fallen für die Verantwortlichen, sodass sie schon gleich beim ersten Grobverwüsten der Garderobe feststellen können, ob auf die Betreffenden Verlass ist. Van Halen zum Beispiel sind bekannt dafür, dass ihr rider eine Schüssel voller M&M’s stipulierte, die wohlgemerkt Schokolinsen jeder Farbe enthalten durfte, aber keine braunen. Spaß beiseite: Die Band baute den Naschtest natürlich nicht wegen Groupiebrüsten ein, sondern weil sie sehr große und schwere Scheinwerfer verwendete. Und wenn ein Veranstalteraschenputtel es nicht einmal schaffte, brav die braunen M&M’s auszusortieren, dann wollte man ihm als Rockstar schon gar nicht sein Leben anvertrauen in betreffs der Frage, ob die zentnerschweren Scheinwerfer über den Köpfen der Band ordentlich befestigt waren.
Ähnliches ist offensichtlich in St. Pölten über die Bühne gegangen. Im Übereinkommen von ÖVP und FPÖ stehen so lustige Sachen wie ein Verzicht auf die Bewerbung von Impfkampagnen oder die Förderung von Schnitzel, nicht aber von Pizza. Natürlich meint das niemand ernst. Man kann ja nicht vom Partner verlangen, dass er sich zu einer Gefährdung des Wahlvolks verpflichtet. Das wäre ein noch viel aufgelegterer Blödsinn als eine Abneigung gegen braune M&M’s (wobei, wie halten es die Blauen eigentlich mit braunen M&M’s?). Es kann also nur darum gehen, dass die FPÖ Angst hat, ihr könnte im St. Pöltner Landhaus irgendwas auf den Kopf fallen. Und um sich der Sorgfalt der ÖVP zu versichern, hat sie diese Sachen reingeschrieben, um zu checken, ob Mikl-Leitner das eh genau gelesen hat.
Die gute Nachricht ist daher, dass die FPÖ den Rock’n’Roll liebt. Die schlechte freilich, dass Mikl-Leitner versagt hat und deshalb Van Halen nie in St. Pölten spielen werden. Es kann sich jetzt nur noch um Stunden handeln, bis Udo Landbauer die Geschichte auflöst und sich aus der Partnerschaft mit einem derart schlamperten Gegenüber enttäuscht verabschiedet. Schönes Wochenende!