Euer Ergebener kommt ja langsam in ein Alter, wo man äußerlich als rüstiger Sechziger durchgeht, wenn die Betrachter es nicht besser wissen, und kriegt deshalb nicht mehr alles so 1:1 mit. Aber angeblich hat in einer größeren Partei eine sogenannte Richtungsentscheidung stattgefunden. Als Österreicher fragt man sich natürlich sofort: für welche Richtung? Eine, auße, owe, umme beziehungsweise, um meinen angestammten Ton anzuschlagen: i-e, usse, abe, umme, vielleicht auch uar? Denn Richtungen sind ja immer relativ, wie diese Woche auch aus dem Falter hervorging, der im Rahmen einer Reportage über Russen im Pauschalurlaub auf Sri Lanka zu berichten wusste, was dort das Zimmer mit seitlichem Meerblick kostet. Eurem Ergebenen war das bisher kein Begriff, doch das Internet lehrt uns, dass „seitlicher Meerblick“ in Sachen Blickangebot das Zweitbeste ist, nach „Meerblick“ ohne nähere Angaben, aber natürlich weit vor gar keinem Meerblick. Man sieht solchenfalls das Meer nicht, wenn man auf dem Bett flackt. Wuchtet man aber seinen urlaubenden Hintern auf die Terrasse beziehungsweise je nach baulicher Ausstattung den Balkon, dann ist rechts oder links das Meer klar ersichtlich. Ob es auch statthaft ist, „seitlichen Meerblick“ zu verkaufen, wenn man dafür mangels Terrasse (oder Balkon) den Kopf aus dem Fenster stecken muss, entzieht sich meiner Kenntnis.
Was nun die SPÖ betrifft, so scheint es mir für die Zukunft der Partei zwar interessant, ob es jetzt eher nach links (angeblich Babler) oder rechts (angeblich Dosko) gehen soll. Doch spielen diese Richtungen, wie schon angedeutet, für die Orientierung vom Bregenzerwald aus keine Rolle. Es scheint eurem Zweckdichter, als sei für die Partei wie auch in jenem idyllischen Landstrich weit erheblicher, ob es hinein oder hinaus, hinauf oder hinunter gehen soll. Wenn man das einmal geklärt hat, kann man sich immer noch zwischen links und rechts entscheiden.
Der Vollständigkeit halber hier die ungefähren Himmelsrichtungen vom bereits erwähnten Bregenzerwald aus: Man fährt, begibt man sich nach Bregenz oder Dornbirn, nicht etwa „in die Stadt“, sondern „ans Land hinaus“ (was aus Wiener Perspektive keineswegs verwundert). Auch nach Deutschland geht es „hinaus“, in die Schweiz hingegen „hinüber“, welche Bewegung bekanntlich ganz Vorarlberg einst missglückt ist. Nach Tirol fährt man „hinein“, nach Wien „hinunter“. Nördliche Länder liegen tendenziell oben, nach Süden fährt man eher nicht, und der Kontinent wird generell nicht verlassen. Da kann der Meerblick so geradeaus sein, wie er will. Schönes Wochenende!