Wie, o algorithmusvife Lesehäschen, kommt Facebook darauf, dass euer Ergebener zu den „Die-Hard Chicago Bulls Fans“ gehören könnte? Ich weiß nicht mal, ob die Bulls Baseball oder Football spielen. Wahrscheinlich Football.
Sieh einer an. Basketball.
Wie auch immer: Das einstige soziale Netzwerk ist mittlerweile so vollständig zu einer grenzdebilen Werbekrake degeneriert, dass man sich ernstlich fragen muss, ob der Link zu dieser Kolumne dort noch etwas verloren hat. Es ist ja nicht so, als hätte der Zweckdichter keine ausbeutungsfähigen Interessen, zu denen man ihm konsumerleichternde Links vorschlagen könnte. Aber mit Major League Basketball hat er ungefähr so viel am Hut wie Excelprogrammierung auf Wettkampfniveau (gibt’s auch).
Damit zum Katholizismus. Hat da jemand behauptet, dieser sei auf dem absteigenden Ast, beziehungsweise habe er, wie man in erdigeren Gegenden zu sagen pflegte, „a magers Tütte“ (eine magere Zitze), sei also jenem bedauernswerten Ferkel vergleichbar, dass im Gegensatz zu seinen Geschwistern einfach nicht gedeihen will, weil seine angestammte Milchquelle nicht ausreichend sprudelt?
Euer Ergebener hätte sich dazu hinreißen lassen, doch anscheinend schlägt das Pendel nun in die andere Richtung aus: Auf salzburg24.at wurde kürzlich über die Hochwasser berichtet. Im Text kam das Wort „Feuerwehr“ einmal vor“, „Feuerwehrleute“ überhaupt nicht, „Floriani“ hingegen gleich fünfmal. Gemeint waren damit eben die Feuerwehrler. Es hieß nicht etwa „Florianijünger“, was früher ein Ausdruck von Leuten war, die in der Volksschule verinnerlicht hatten, dass Wiederholungen schlecht und dass es daher klüger sei, ein gutes und ein doofes Wort je einmal anstatt das gute zweimal zu verwenden. Sondern einfach „Floriani“, weil die Feuerwehrleute jetzt gleich selber heilig sind. In Bälde werden wir also nicht mehr von Anglern lesen, sondern von Petri, nicht von Zahnärzten, sondern von Apolloni, und nicht mehr von Politikern, sondern von Thomassen oder Johannen, weil (Bildungsauftrag!) Thomas Morus und Jeanne d’Arc beide zu deren Schutz bereitstehen. Das wird sehr schön, zumindest, bis jemand draufkommt, dass nicht jede Religion mit Heiligen gesegnet ist. Wir werden dann so etwas wie das Gendersternäquivalent zum Heiligenschein brauchen. A propos Gender: Hier haben wir ja in den letzten Jahren schon einige Fortschritte gemacht. Doch wer nicht hier nicht auf halbem Wege stehenbleiben will, darf auch versteckte Maskulina nicht ungeschoren davonkommen lassen, hätte ich jetzt beinahe geschrieben, also: darf nicht übersehen, wo sich ein Maskulinum vor einem Suffix versteckt. . In einer bunten Gesellschaft, wo alle nach ihrer jeweiligen Fasson selig werden dürfen, ist es gewiss nicht mehr statthaft, etwa mit jemandem Freundschaft zu schließen, sondern höchstens Freund*innenschaft. Glücklicherweise brauchen wir uns daher auch keine Sorgen mehr um die Entwicklung der Wirtschaft zu machen, sondern schauen stattdessen entspannt, was mit der Wirt*nnenschaft wird. Das hängt natürlich auch davon ab, ob die Unternehmen reichlich Kund*innenschaft haben. Und so weiter. Schönes Wochenende!
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