Freitag, 16. Februar 2024

Hobbys

 

Der Winter ist heuer bekanntlich auf einen Mittwoch gefallen, o resignierte Lesehäschen. Deshalb hat euer Ergebener zum ersten Mal seit ungefähr dem Winter 1974/75 keinen Wintersport erlebt (ausgenommen 2006/07, aber frischgebackene Väter haben anderes zu tun).

Bleibt das jetzt so? Vermutlich ja. Es ist also Zeit, sich andere Beschäftigungen zu suchen. Denn „hobbylos“ war in Teeniekreisen schon vor Corona ein Schimpfwort, da will man also nicht anstreifen. Die sogenannte Plagiatsjagd boomt ja dieser Tage. Sie bietet den Vorteil, dass man – ebenso wie für die Kanzlerschaft, aber anders als zum Beispiel für eine Karriere im Nageldesign – keine formale Qualifikation benötigt. Es genügt die Bereitschaft, den Ruf von Leuten zu schädigen, die sich dagegen oft schwer wehren können, weil ein typischer Statistikprofessor sich in Sachen Öffentlichkeitsarbeit wahrscheinlich schwerer tut als ein typischer Anbieter von Öffentlichkeitsarbeit. Ihr merkt schon, der sogenannte Stefan Weber war wieder aktiv, und es wäre ihm beinahe gelungen, die stellvertretende Chefredakteurin der Süddeutschen in den Selbstmord zu treiben. Ein Sieg der wissenschaftlichen Redlichkeit! So lange die Maturanten lernen, dass Objektivität durch die Verwendung des Passivs herstellbar sei, wie wir vor zwei Wochen erfahren haben, wird der Plagiatsjagdbranche das Material nicht ausgehen, denke ich.

Ein netter Zeitvertreib für Stadtbewohner ist auch das Anbandeln mit dem Vis-a-vis. Das Zweckdichterbalg schaut täglich, wie es der Belegschaft im Büro gegenüber geht. Kollektiv heißen sie „die Fischchen“, weil sie als Aquarienersatz dienen, sich jedoch durch eine Reihe von Vorteilen gegenüber einem solchen auszeichnen: Sie dosieren ihr Futter selbst, brauchen keine Wasserpumpe, schwimmen niemals in Sichtweite mit dem Bauch nach oben, und Veralgung ist garantiert kein Thema. Aufwendige Haustierhaltung durch die Beobachtung von Wildfremden zu ersetzen ist jedenfalls ein zukunftsträchtiges Konzept. Man schont dabei wertvolle Ressourcen, verhindert Qualzuchten und hält sich dabei die Möglichkeit offen, den Kontakt zu vertiefen. Die Fischchen zum Beispiel haben noch keine einzelnen Namen. Es ist nun ganz dem Halter überlassen, ob er sie auf gut Glück tauft oder sich bei Gelegenheit einfach ans Fenster stellt und eine Bierflasche schwenkt. Schon kommen sie dann durstig angelaufen und man kann sie ausfratscheln, wie sie denn nun wirklich heißen.

Wem die Sache nicht ganz geheuer ist, der hat die Wahl zwischen Reality TV und Käferzucht. Beides hat seinen Reiz. An der Unterhaltungsfront ist übrigens eingetreten, was euer Ergebener schon vor Jahren prophezeit hat: GNTM ist nunmehr so divers, dass auch Männer mitmachen dürfen. Der Bewerbung eines Vater-Tochter-Paares dürfte man bei ProSieben kaum widerstehen können. Ihr dürft euch also auf noch nie gesehene Bilder aus der Modelvilla freuen. Schönes Wochenende!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen