O vielgeliebte und umfassend ge-, jedoch darob keineswegs eingebildete Lesehäschen, wir setzen unsere unregelmäßige Serie Sternstunden der Bildung fort. Dass die Zentralmatura eine wunderbare Sache ist, die alles viel besser gemacht hat, wird ja niemand bestreiten, der sich niemals mit dem Thema beschäftigt hat.
Leider steht aber noch Arbeit aus. Denn die Zentralmatura gibt es ja erstens nicht für alle Fächer, sondern nur für Deutsch, Mathe und bestimmte Fremdsprachen.
Und vor allem ist nur die schriftliche Prüfung standardisiert. Danach wartet bekanntlich der mündliche Teil. Für alle, bei denen das schon exakt genau so lange her ist wie bei eurem Ergebenen, also lange genug, um sich nicht mehr so genau erinnern zu können:
Für die schriftlichen Prüfungen gibt es bundesweit einheitliche Termine. Für die mündlichen weiß man die Terminet an manchen Schulen schon, an anderen nicht. Das wäre ja so ziemlich egal. Aber im Unterschied zur Zentralmatura hängt auch hier, wie schon all die Jahre zuvor, alles am Personal, zu dem das Zweckdichterbalg bemerkte, dass man so schwer welches findet, und wenn, dann werden sie schwanger.
Tja.
Also die mündliche Matura. Während die schriftliche Matura ganz anders läuft als früher – in Deutsch zwingend zwei Texte, nicht nur einer, Mathe unendlich viele Fragen anstatt sechs Beispiele, die man zuvor monate- und jahrelang geübt hatte wie einen dreifachen Salto mit zwei Schrauben – hat sich im mündlichen Teil überhaupt nichts geändert. Es ist immer noch Glückssache, ob man vom Prüfer einen Stapel sorgfältig ausgearbeitete Unterlagen, nach Themen in Klarsichthüllen geordnet, überreicht bekommt. Oder ob jener es bei der Auskunft bewenden lässt, es komme eh alles.
Das ist natürlich einerseits blöd für die Betroffenen. Andererseits aber auch höchst erfreulich im Sinne der Maxime, dass man ja nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernt. Es wäre daher geradezu fahrlässig, wollte das Bildungsministerium dafür sorgen, dass es bei der Matura fair zugeht, unabhängig davon, welche Fächer man wählt (und da haben wir noch gar nicht davon gesprochen, dass man mündlich drei bis vier beliebige Fächer wählen kann, sich aber schon infolge der Aufteilung der Stundentafel in, zum Beispiel, Geschichte oder Philosophiepsychologie doch merklich weniger Stoff anzusammeln pflegt als in Mathe oder Französisch). Denn im Leben geht es bekanntlich auch nicht fair zu.
Hat man das erst einmal eingesehen, dann kann man sich als verantwortungsbewusster Mensch auch nicht mehr die Gesamtschule wünschen, die, das weiß man ja aus anderen Ländern, dazu taugt, dass herkunftsbedingte Chancengefälle abzuflachen. Denn auch wenn die Schule ein bisschen gerechter wird, bleibt die Welt ungerecht. Deshalb sollten wir der österreichischen Bildungspolitik Dank dafür wissen, dass sie davon absteht, der Jugend falsche Hoffnungen zu machen und auf der Weggabelung zwischen Gymnasium und Hauptschule beharrt.
Schönes Wochenende!

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