Das Warten hat ein Ende, o demokratisch denkende Lesehäschen. Endlich ist Wahlkampf! Und damit wieder die Zeit des „Stopp dem“ und des „Es braucht“ – das eine grammatisch fragwürdig, das andere inhaltlich unentschlossen.
Leider, leider muss man sagen, dass die FPÖ beeindruckend vorgelegt hat. Denn sie liefert Wahlversprechen, die garantiert in Erfüllung gehen.
„Dein Herz sagt ja“ ist noch die harmlosere der beiden Botschaften, indem der Appell an die Emotion beinahe schon sympathisch durchschaubar daherkommt, weil man nicht umhinkann, gedanklich die Fortsetzung „aber wenn du bei Verstand bist …“ zu ergänzen. Gleichwohl fällt schon hier auf, dass offenbleibt, welchem Anliegen dein Herz eigentlich zustimmt. Antwort: Das darfst du dir aussuchen, weil es in Wahrheit wurscht ist. Was wir im Falle eines Wahlsiegs anstellen, packeln wir uns dann sowieso mit stakeholders aus, die sich eher vom Pochen ihres Kontostandes als ihrer Blutpumpe leiten lassen.
Der wahre Geniestreich politischer Inhaltslosigkeit wartet aber auf dem anderen Plakat: Euer Wille geschehe fordert Kickl hier auf. Worin dieser Wille bestehe, ist dem kleinwüchsigen Kapazunder natürlich vollkommen egal. Der einzige Wille, der tatsächlich geschehen möge, wenn es nach ihm geht, ist jener, das Kreuzerl bei der FPÖ zu machen. Damit das eintritt, darf sich das Wahlvolk einbilden, es wähle damit eine Partei, die mit seinen Anliegen etwas am Hut habe.
Jetzt ist natürlich die Frage, was das soll. Die Blauen glänzen nicht gerade mit Inhalten, denen große Chancen auf Realisierung beschieden sind. Und wenn die Wählerschaft innehielte, um diese Inhalte genauer unter die Lupe zu nehmen, käme sie wahrscheinlich darauf, dass eine solche Realisierung ihr selber nicht zum Vorteil gereichte. Die FPÖ setzt daher immer noch darauf, als „Protestpartei“ zu reüssieren, d.h. als Partei für jene, denen eine ungültige Stimme ein zu kleiner Scheißhaufen vor der Tür der Demokratie ist, und die ihn daher in einen Papierbeutel packen, um anschließend das Streichholz einer Stimme für die Blauen daranzuhalten.
Insofern verspricht Kickl nicht zuviel. Wer ihn wählt, darf sich nicht mehr erwarten, als ihn gewählt zu haben, denn mehr hat er ja auch nicht versprochen.
Man kann daher vor den Verantwortlichen nur ehrfürchtig den Hut ziehen. Sie haben es geschafft, den maximalen Mangel an Inhalt in die maximale Form an Verheißung zu gießen und im Vorbeigehen noch der Kirche eins reinzuwürgen, um vielleicht den kläglichen Resten christlicher Gesinnung in der ÖVP etwas zufleiß zu tun.
Schönes Wochenende!