Wir haben, o meine betuchten Lesehäschen, vor drei Wochen etwas ungebührlich unter den Tisch fallen lassen: Am 25. November war Katharinentag und damit Tag der Abrechnung. In verschiedenen Regionen hatten sich nämlich einst verschiedene Tage eingeschliffen, zu denen es üblich war, Dienstverträge auslaufen zu lassen, neue abzuschließen und auch Schulden zu begleichen. Wo euer Ergebener herstammt, war dies der Katharinentag. Nicht etwa, weil die heilige Katharina besonders viel mit Rechnungswesen am Hut gehabt hätte, obwohl da was dran ist: Sie soll nämlich eine Philosophin gewesen sein, die dem Heidenkaiser Maxentius und seinen besten Denkern die Überlegenheit des Christentums so überzeugend vordenken konnte, dass er sich keinen Rat mehr wusste, als sie einkerkern und hinrichten zu lassen. Jetzt aber Fun fact: Laut Wikipedia hat es eine solche Katharina nie gegeben. Ihre Legende basiert vermutlich auf dem Schicksal der nicht nur Philosophin, sondern auch Mathematikerin (daher also das Rechnungswesen) Hypatia von Alexandria, die von einem christlichen Mob getötet und zerstückelt wurde.
Wie auch immer: Am Katharinentag wurde deshalb abgerechnet, weil es der Tag einer örtlichen Kirchenpatronin war, sodass man sich bei den entsprechenden Festlichkeiten begegnete und abwickeln konnte, was abzuwickeln war. Dass das unterschiedlich erfreulich war, je nachdem, auf welcher Seite des Schuldenzaunes man stand, hat Franz Michael Felder poetisch verewigt:
Tag des Schreckens und der Trauer
dessen mancher arme Bauer
nur gedenkt mit Schreck und Schauer.
Und so weiter, denn:
Wehe, die Banknoten schwinden
und in Sackes tiefsten Gründen
ist kein Silber mehr zu finden.
Und dabei heizte der Mann nicht einmal mit Gas!
Auch euer Ergebener hat inzwischen den einschlägigen Brief seines Stromversorgers erhalten und findet sich also mit einer gut 80-prozentigen Tariferhöhung ab, aber was will man machen. Nur im Dunkeln und Kalten zu sitzen ist auf Dauer schon eine Daseinsform, aber nur für fiktive christliche Märtyrerinnen. Dabei hilft die hieramts in letzter Zeit schon gewürdigte Kranken- sorry, Gesundheitskasse auch nicht weiter. Die weigert sich standhaft, eine therapeutische Leistung mitzufinanzieren, obgleich sie nachweislich Erfolge bringt, weil sie „nicht von medizinischem Personal erbracht wird“. Also, wenn ich mit einer halbzerkauten Dattel in der Luftröhre blau anlaufend daliege, ist es mir wahrscheinlich wurscht, ob ein Dr. med. oder der nächstbeste Callcentermitarbeiter mir die rettende Kugelschreiberhülse in den Hals rammt, Hauptsache Sauerstoff. Aber wenn man, wie die Österreichische Gesundheitskasse, schon geschaffen wurde, um Milliarden zu sparen, und stattdessen hunderte Millionen gekostet hat, muss man sich wohl nach der Decke strecken. Schönes Wochenende!