Wir
haben es, geschätzte Lesehäschen, bald geschafft. Der eine oder andere Punsch
noch, oder das eine oder andere Abschlusskonzert, je nach Lebensphase und
Gusto. Noch eine Korrekturphase vielleicht, eine Bonus-Idee oder ein letztes
Layout. Und dann auf zur Gans, zum Karpfen oder zu den tofuidenten Kalbsbratwürsteln, je nach nach Gusto und
geographischer Anlage.
Und
doch ärgert man sich vielleicht vorher noch über irgendeinen pitzeligen Menschen. Einen Korinthenkacker wie mich, mit dem man
nicht vernünftig reden kann.
Denn,
und damit habe ich schon häufig für Unwillen gesorgt, ohne es zu wollen, wir Tüpflescheißer hauen immer auf die
Kleinen hin. Wenn uns jemand Gründe für eine Meinung präsentiert, dann suchen
wir uns verlässlich den schwächsten aus, um ihn niederzumachen. Das ist sehr
ungerecht gegenüber Menschen, die reihenweise vortreffliche Argumente haben,
aber irgendwie nicht dazu gekommen sind, das eine nicht so vortreffliche
auszusortieren. Sie hätten Besseres verdient als Besserwisser wie mich.
Da
war z. B. am Montag die NYT-Beilage des Standard,
die sich der „einsamsten Generation“ widmete: Den ca. 150 Millionen junger
Chinesen, die infolge der Ein-Kind-Politik als Einzelkinder aufgewachsen sind.
Viele
von ihnen werden einsam bleiben, da es infolge geschlechtsspezifischer
Abtreibungen einen Überhang von etwa 30 Millionen Männern gibt. Sie sind um
ihre Lage sicher nicht zu beneiden. Doch eine Aktivistin erklärte sinngemäß, es
sei eine Frechheit, dem Schicksal dieser Junggesellen so viel Raum zu widmen,
denn dahinter stünden ja 30 Millionen abgetriebene Mädchen.
Und
leider, meine Lesehäschen, denke ich dabei nicht sofort an das bedauernswerte
Schicksal dieser Heerscharen, die in einer stark familienorientierten
Gesellschaft als Einzelkinder aufwachsen mussten. Ich denke auch nicht daran,
wie es den ewigen Junggesellen wohl gehen wird, oder was einst die Mütter
empfunden haben, als sie sich zur Abtreibung eines weiblichen Fötus
entschlossen, um die Chance auf einen Sohn zu wahren. Als erstes, so ein Mensch
bin ich zu meinem Leidwesen, frage ich mich: Waren es nicht nur 15 Millionen? Ich bin mir nicht sicher,
weil man die Chronologie ja nicht außer Acht lassen darf (oder?).
Erstaunlich
daran ist, dass es Menschen gibt, die noch pedantischer sind, aber auf weniger
unsympathische Weise. Wir hatten hieramts kürzlich für einen Kunden Antwortkarten zu gestalten und zu
produzieren. Auf der einen Seite ein Bild mit Headline, auf der andern Zeug zum
Ausfüllen, fertig. Antwortkarten eben.
Das
dazugehörige Konzept sieht dementsprechend eine Vorderseite mit Bild vor, auf
der Rückseite Zeug zum Ausfüllen.
Als
nun das Layout schon ziemlich weit gediehen ist und die Kundin dieses wieder
einmal betrachtet, stellt sie fest, dass
die Seiten vertauscht sind. Es müsste doch logischerweise die Seite zum
Ausfüllen die Vorderseite sein, und die mit dem Bild die Rückseite. Weil auf
einer Antwortkarte das Ausfüllen ja das Wichtigste ist. Sie ersucht uns, diesen
Umstand zu berücksichtigen, damit dann am Ende alles passt.
In
diesem Sinne: Entspannte Feiertage euch
allen!