Die
dümmsten Bauern, so sagte man, als das Wünschen noch geholfen hat, ernten die
dicksten Kartoffeln. Mittlerweile haben wir im Agrarbereich große Fortschritte gemacht,
sodass auch kognitiv ausgeschlafene
Landwirte mit ansehnlichen Erträgen rechnen dürfen. Ob das für den Einzelnen
ein Vorteil ist, bleibe dahingestellt, denn der Dumme, das wissen wir alle,
kriegt’s ja nicht mit.
Weiterhin
in Kraft bleibt hingegen die betrübliche Wahrheit, dass den doofsten Textern die dicksten Feedbäcke entgegenlachen. Das liegt
daran, dass Kundinnen und Kunden schlecht auf Düngung reagieren. Da kann man
sich nur dumm anstellen und das Beste hoffen.
Damit
ist auch bewiesen, dass euer treuer Kolumnator nicht das schärfste Messer in der Lade, nicht die hellste Birne am Luster, nicht die klarste Scheibe in der Duschkabinenabteilung
ist. Weil der Herbst (hoffentlich) naht, bitte ich zum Erntehilfseinsatz: Es
folgt eine kleine Blütenlese der Feedbackwoche. Ob hier große Stiefel gefischt,
mächtige Böcke geschossen oder einfach Dummbrote gebacken wurden, das möge die
Nachwelt entscheiden.
Zum
Beispiel schrieb ich nichtsahnend keineswegs so (man will ja niemanden vor den
Kopf stoßen), aber völlig strukturanalog:
Sie schätzen die verlässliche
Versorgung mit Honig, Ihnen mundet aber auch eine Semmel mit Erdbeermarmelade.
Können Sie dabei sparen und gleichzeitig zu einem gelungenen Frühstück
beitragen?
Das
Verdikt von Kundenseite lautete: „Ich
finde zwei Fragen etwas viel.“ Es fragt sich nun, wo die zweite Frage sich
versteckt. Die Antwort kann nur lauten: Die Feedbackurheberin wollte mit eurem
Zweckdichter ein rekursives Sprachspiel anfangen. Die zweite Frage kann wohl
nur die Frage danach sein, was die zweite Frage sei.
Man
darf davon ausgehen, dass die Dame in der Mittagspause nicht lange suchen muss,
um kongeniale Gesprächspartner zu finden. Denn eine Zeile für ein anderes
Produkt desselben Unternehmens lautete ebenfalls nicht so, aber entsprechend:
Saugkraft 3000 – da ist
Saugkraft selbstverständlich.
Wie
hieramts schon mehrfach festgestellt, identifiziert man einen echten
Werbekunden am zuverlässigsten dadurch, dass er das Stilmittel der Wiederholung
stets als Fehler anstreicht. So auch hier: „Bitte
Überschrift überarbeiten, damit keine Wortwiederholung entsteht“, scholl es
aus dem Textwald zurück. Netterweise bekam euer Kolumnator ein Beispiel ohne Wortwiederholung mitgeliefert: Saugkraft 3000 bringt das Saugkraftwunder in
Ihr Heim. Warum denn nicht gleich! kann man da nur ausrufen.
Wesentlich
interessanter ist die Rüge, die mir von anderswo zuteil wurde: „Stolz
kann man nicht ernten“ ward mir beschieden, gefolgt vom gefürchteten Doppelsmiley. Dieses ist Archäologinnen
und Archäologen mit Hang zum Paranormalen aus der Sorte Inschriften vertraut,
die man in Gewitternächten an den Mauern dunkler Kammern entziffert, in denen
Skelette bestattet sind, bei denen man nur rätseln kann, wie das Ding lebendig
ausgesehen hat. Das Doppelsmiley bedeutet soviel als Dein Arsch gehört mir.
Aber
kann man Stolz wirklich nicht ernten? Ich bin unsicher. Immerhin kann man außer
Kartoffeln auch Misstrauen ernten, Beifall, Zustimmung oder betretenes Schweigen.
Warum also nicht Stolz? Darüber macht euch bitte ein paar Gedanken. Das Schuljahr
ist noch lang, und das kommt alles zur Prüfung. Schönes Wochenende!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen