Es gibt, o kompetente Lesehäschen, immer was Neues. Also: Immer was Neues, worum man sich kümmern sollte. Zum Beispiel soll es vorkommen, dass der Häschennachwuchs in der Häschenschule in eine WhatsApp-Gruppe gerät, in welche die Jungrammler Dreckszeug hineinposten, das man so oder so interpretieren kann. Vielleicht ist der humoristische Mehrwert von Scherzen, die unter das Verbotsgesetz fallen, tatsächlich immens. Vielleicht ist es auch ein jugendliches Experiment, bei dem eruiert werden soll, wieviel Scheiß man bauen muss, bis Erwachsene sich wie Erwachsene verhalten.
So oder so steht besagter Erwachsener vor der Frage, wie man das eigene Häschen angemessen unterstützt, ohne ihm ungebührlich auf die Nerven zu gehen, was ja im Umgang mit Teenagern stets das ist, was dem Trekkie die Hauptdirektive (die es verbietet, sich in die Entwicklung anderer Spezies einzumischen, womit sich zeigt, dass wir Science-Fiction-Nerds mehr über Kinderaufzucht gelernt haben, als man glauben möchte, auch wenn böse Zungen behaupten, dass der Erwerb ebendieser Kompetenzen unsere Chancen mindere, sie jemals anwenden zu können).
Dies auch vor dem Hintergrund der aktuellen Lektüre eures Ergebenen, nämlich The Girls von Emma Cline. Keine Ahnung, ob die Frau das Niveau hält, aber das Ding fängt auf jeden Fall großartig an. Nämlich berichtet die Ich-Erzählerin von einer Mädchenkindheit in einer faden kalifornischen Gegend der 1960er-Jahre, in der sie gewaltig viel Zeit damit verbringt, Schönheits-, Pflege- und Stylingtipps aus Zeitschriften umzusetzen. Später gerät sie auf der sogenannten Ranch in sehr schlechte Gesellschaft, und wir lesen die wunderbaren Sätze:
I wondered later why there were so many more women than men on the ranch. All that time I had spent readying myself, the articles that taught me life was really just a waiting room until someone noticed you – the boys had spent that time becoming themselves.
Hand aufs Herz, wer sicher ist, dass wir, nämlich wir Gesellschaft im ausgehenden ersten Viertel des einundzwanzigstens Jahrhunderts, dass wir also diesen Unterschied im Heranwachsen der Geschlechter völlig hinter uns gelassen haben. Liegt es an eurem Ergebenen, oder sind wir immer noch eher geneigt, Buben ein Freispiel zuzugestehen, weil es halt ein blödes Alter ist, während Mädchen aber schon echt komisch sind und sich auch einmal zusammmennehmen könnten? Ich hoffe, ich täusche mich. Aber ich habe wirklich den Verdacht, dass wir eher Mädchen eher zumuten, jederzeit Person zu sein, während wir es Buben zugestehen, sich zwischendurch eine Runde höchst unansehnlich zu verpuppen, in der Hoffnung, dass irgendwann ein stattlicher Käfer schlüpfen wird.
Die Schwierigkeit liegt natürlich darin, dass man durchs Deppertsein schon in jungen Jahren (und in Alter-weißer-Mann-Jahren sowieso) Prestige ansammelt, sodass Buben, die konsequenzfrei Blödsinn machen, schon dadurch einen Schritt voraus sind.
Was also tun, ohne aufs Kontraproduktivste in jugendliche Sozialdynamik hineinzufunken? Euer Kolumnator dankt für sachdienliche Hinweise.
Zum Beweis, dass es auch Gelegenheiten gibt, wo man ruhig fünfe gerade sein lassen kann, diene der heutige Wikipedia-Fund: Als der Doo-Wop-Song Rama Lama Ding Dong 1958 veröffentlicht wurde, geschah dies irrtümlich unter dem Titel Lama Rama Ding Dong, was vielleicht der Grund für das einstweilige Ausbleiben des Erfolgs, vielleicht aber auch völlig wurscht war. Schönes Wochenende!
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