Kürzlich, o eigenverantwortliche Lesehäschen, geriet euer Ergebener unvermutet in eine Diskussion über die Abtreibung, welches Thema dank Trumps höchstrichterlicher Hinterlassenschaft wieder gar unerquicklich aufgepoppt ist. Hierzulande gilt ja seit bald 50 Jahren die sogenannte Fristenlösung, die einen Schwangerschaftsabbruch in den ersten drei Monaten straffrei stellt.
Das ist natürlich erfreulich im Sinne der Selbstbestimmung der betroffenen Frauen (sofern das überkommene binäre Konstrukt der „Frau“ in einer zeitgemäßen Diskussion überhaupt noch eine Rolle spielen darf, vielleicht sprechen wir besser von „gebärfähigen Menschen“?). Ins Grübeln kommt man aber, wenn man erfährt, dass sich in Österreich pro Jahr zwischen 12 und 20 von 1.000 „Frauen“ zu dem Eingriff entschließen, was 20.000 bis fast 40.000 Abtreibungen jährlich ergibt. Das scheinen mir angesichts der flächendeckenden Verfügbarkeit bewährter Verhütungsmittel nicht wenige zu sein. Ich weiß ja nicht, wie ihr dazu steht, aber der Zweckdichter hofft, dass Föten aus dramatischeren Gründen dran glauben müssen als „wir waren 16 und irgendwie doof“. In Deutschland, das, ohne ins Detail gehen zu wollen, in vieler Hinsicht ähnlich zivilisiert ist, sind es mit 5,6 auf 1.000 Frauen nicht einmal halb so viele, wie es in Österreich (wo keine Statistik geführt wird) mindestens sind, und es wäre vermessen, daraus zu schließen, dass die Deutschen höchstens halb so oft Sex haben.
Nun ist so eine Abtreibung wahrscheinlich immer eine traurige Angelegenheit und ebenso wahrscheinlich viel zu oft eine, deren Klärung an der Frau hängen bleibt (beziehungsweise, damit sich niemand auf das Phallussymbol getreten fühlt, dem gebärfähigen Teil jener Menschenkombination, die gemeinsam einen Dritten hervorgebracht hat). Wie lässt sich einerseits mehr deutscher Ernst in die Überlegung bringen und andererseits der samenproduzierende Teil der Erzeugerschaft stärker in die Entscheidungsfindung einbinden? Da es, darum brauchen wir nicht herumzureden, um Leben und Tod geht, ist vielleicht dies der Ort für radikale Gedanken, womit folgender Vorschlag zu erörtern wäre:
Erstens bleiben natürlich Abtreibungen bei unmündigen Müttern, nach Vergewaltigungen und bei schwangerschaftsbedingten medizinischen Komplikationen sowieso außer Diskussion.
Zweitens aber muss in allen anderen Fällen, in denen die Schwangere sich (zweifellos schweren Herzens) für einen Abbruch entscheidet, alles Menschenmögliche unternommen werden, des Vaters (bleiben wir bei diesem handlichen, wenn auch unzeitgemäßen Begriff) habhaft zu werden. Wenn man sich seiner Person versichert hat, darf die Mutter (was soll’s) ihre Entscheidung bestätigen oder, gerne in Absprache mit ihm, revidieren. Zieht sie die Abtreibung durch, dann wird er hingerichtet.
Nur in Ausnahmefällen, wenn es wirklich unmöglich scheint, den Vater aufzutreiben, ist eine Abtreibung ohne Hinrichtung (oder einen der oben erwähnten Ausnahmegründe) statthaft.
Damit stiege die Wahrscheinlichkeit, dass selbst überdurchschnittlich bescheuerte Hodenträger es sich zweimal überlegen, bevor sie „eh aufpassen“; die Geschwängerten müssten nicht alleine klarkommen (und zwar idealerweise schon, bevor es soweit ist); und der Ernst der Lage wäre allen klar.
Ich will nicht ausschließen, dass diese Lösung übers Ziel hinausschießt. Wem fällt was Besseres ein? Schönes Wochenende!