Emojis sind eine sehr schöne Sache, weil man sich allerlei mühsame Buchstaben damit erspart, aber wem sage ich das. Hin und wieder erfindet jemand den Trend, dass Emojis total 2021 sind (oder was halt gerade schon vorbei ist), aber alsbald zeigt sich, dass das Blödsinn ist. Kein Wunder, dass es inzwischen einige tausend gibt und noch weniger Wunder, dass es sie genderkorrekt gibt, zumindest viele davon. Es gibt in der Unicode-Diktion jeweils man, woman und person, zum Beispiel als Polizeiorgan oder detektivisch tätiges Wesen. Es gibt Leute mit Gardistenmütze, mit Brautschleier, im Superheldenkostüm und so weiter.
So richtig interessant wird es bei den Fällen, die überkommene Stereotypen in Frage stellen. Es gibt natürlich eine schwangere Frau, eine schwangere „Person“ und, klar, einen schwangeren Mann. Nach der Geburt ist es leider vorbei mit der Gleichberechtigung, denn da gibt es zwar eine Frau, die einem Baby das Fläschchen gibt, ebenso wie einen Mann und eine „Person“. Doch stillen dürfen in der Welt der Emojis nur Frauen. Kann mir das bitte jemand erklären? Vorzugsweise nicht jene Betreiberin einer einschlägigen Website, von der der Zweckdichter erfahren hat, dass auch Transfrauen (also gewesene biologische Männer) Regelbeschwerden haben können, was beim Zweckdichterbalg Empörung provoziert hat, weil die Männer den Frauen jetzt nicht einmal mehr die Regelbeschwerden lassen.
Wo waren wir? Genau. Auf der Seite "Queer Lexikon" erfährt man nicht nur den Unterschied zwischen Pan- und Omnisexualität (fun fact: man weiß es nicht genau), man wird auch alsbald belehrt, dass „biologische Männlichkeit“ nur eine „Zuschreibung“ sei, und zwar eine sehr unklare, weil ja zum Beispiel die Frage offen bleibe, ob jemand, der infolge einer Krebserkrankung keine Hoden mehr hat, noch ein biologischer Mann sei.
Nein, liebe Xenia. Das ist nicht unklar. Es gibt zwei biologische Geschlechter, und eins davon ist männlich. Dass manche Leute davon so schwer zu überzeugen sind, dass Leute, die von Berufs wegen darüber Bescheid wissen, darob ihren Lehrberuf aufgeben wie Frau Hooven in Harvard, tut dem keinen Abbruch. Und dass diese beiden biologischen Geschlechter nicht die ganze Realität des sexuellen Spektrums abbilden, macht die Dinge dazwischen nicht ebenfalls zu Geschlechtern. Orange entsteht aus der Mischung von Rot und Gelb, aber Orange ist deswegen noch keine Primärfarbe. Zwischen Meer und Land ist die Uferzone, aber wenn du absäufst, merkst du einen sehr deutlichen Unterschied zwischen einer Wiese und vielen Metern Salzwasser.
Der bedauerliche Verlust der Keimdrüsen tut dem keinen Abbruch. Wenn mir jemand die rechte Hand amputiert, bin ich danach immer noch Rechtshänder.
Was die Emojis betrifft, so sollte man da sowieso lieber nicht zu genau hinschauen. Denn der einzige Unterschied ist in den allermeisten Fällen die Frisur, wobei natürlich die Männer kurze Haare haben, die Frauen lange, und die „Personen“ einen rausgewachsenen Kurzhaarschnitt. Wenn man darüber nachdenkt, stellt man sich sehr bald die Frage, ob dieser sexistische Frisurenscheiß den Genderaufwand eigentlich wert ist und ob auch bei Emojis weniger nicht vielleicht mehr wäre. Schönes Wochenende!