Wieder einmal, geschätzte Häschen, wisst ihr besser als zuvor, warum ihr hier reinschaut: Weil man bisweilen informationstechnisch das Schnuffelnäschen um den entscheidenden Zentimeter weiter vorn hat. Wer hat euch vor zwei Wochen prophezeit, dass nach Kickls Phantasieuniformsjanker nichts Besseres nachkommen werde? Jawohl, euer Ergebener! Jetzt ist die Jacke weg – wie viele schöne Orden, goldene Fangschnüre und weißdergeierwasalles hätten da nicht Platz gehabt! Jetzt noch eine Spiegelbrille und eine fette Zigarre, fertig wäre der Generalissimo von der Herrengasse gewesen. Fast schade. – und was blüht uns als Nächstes? Noch mehr dunkelblaue Slimfitanzüge vom Oberwastl, da wette ich meinen neuesten Dreiteiler. Kommt der Herbst, kommt auch der Kurzkanzler wieder, so wahr ich euer Zweckdichter bin.
Nun zu einer anderen Sache: Obgedachter Beinahe-Comandante-en-Jefe – der obligate Stoppelbart war immerhin schon da – hat dem bis dahin so innig geliebten Koalitionspartner vorgehalten, jener habe sich „kalte und nüchterne Machtbesoffenheit“ anmerken lassen, während der eigene Parteifreund sich lediglich im Zustande der „Besoffenheit infolge von Alkohol“ erbötig gemacht habe, die Republik an eine russische Geldsäckin auszuverkaufen.
Zwar war selbst Kickl nicht frech genug, um noch deutlicher zu werden, aber man braucht kein Sterndeuter zu sein, um zu verstehen, dass der Schmalspurdiktator für den Redbullbruder die Vermischung des Red Bull mit Alkohol als Milderungsgrund gelten machen wollte. Im Lande des Spritzweins und des Krügels liegt es natürlich nahe, die Nähe zum Volke dadurch zu demonstrieren, dass man unter der Last der Verantwortung gelegentlich Schwäche zeigt, indem man – kein Wunder! – zur Flasche greift. Noch näher liegt es, Sebastian Kurz provozieren zu wollen, indem man ihm Nüchternheit vorhält. Nutzt’s nix, schadt’s nix: Im besten Fall gesteht Kurz im Affekt, er habe einst auf dem Rücksitz des Geilomobils dem kolumbianischen Nasenleckerli zugesprochen. Im schlechteren Fall bleibt beim schluckaffinen Teil der FPÖ-Zielgruppe hängen, dass der Oberkurze eine Spaßbremse sei, mit der man nicht einmal gemütlich einen heben kann.
Trotzdem sollte man als Innenminister wissen, dass sich ein ordentlicher Fetzen in den seltensten Fällen als Ausrede eignet, wenn man sich etwas zuschulden kommen hat lassen. Es soll sogar in der FPÖ Menschen geben, die schon einmal am eigenen Leib erfahren mussten, dass die Polizei es zum Beispiel nicht gerne sieht, wenn man fett wie ein Radierer Auto fährt. Hier zeigt sich nun eine Schwierigkeit am Politikerberuf: Die nehmen jeden. Während man als Bäcker, Hufschmied, Rechtsanwalt, Fernfahrer oder Branntweiner mit allerlei Auflagen konfrontiert ist, ohne deren Erfüllung man – im Falle des Branntweiners – niemanden abfüllen darf, gibt es leider keine Kriterien für den Erwerb einer Staatenlenkerberechtigung. Andernfalls wäre Herr Strache die seine mittlerweile vermutlich los. Gerne stellt man sich vor, wie der animierte Plausch mit der Beinaheoligarchin von einem entschiedenen Pochen an der Tür unterbrochen wird, wie die Politiklaufbahnpolizei sich Zutritt verschafft und den Damals-eh-noch-nicht- Vizekanzler „blasen lässt“. Kurze Erleichterung, dann Multiplikation des Ergebnisses mit zwei – tja, leider! – und weg ist der, hihi, Führerschein (Gruppe B, Binnenstaaten bis 10 Mio. Einwohner). Besonderen Eindruck würden solche Kontrollen hinterlassen, wenn die berittene Polizei sich dafür in den Sattel schwänge. Dies sei dem Nachfolger von Herrn Kickl zur sorgfältigen Erwägung ins Stammbuch geschrieben. Schönes Wochenende!