Dass alles nicht so einfach ist, meine lieben Lesehäschen, ist ja nichts Neues, und dass gerade FPÖler und solche, die es nur noch gewesen sein wollen, mit der deutschen Sprache bisweilen Schwierigkeiten haben, ebensowenig. Dass wiederum Herr Blümel und Herr Nepp ein und denselben rhetorischen Trick bemühen, wird auch niemanden wundern: Der eine will Wien „wieder“ nach vorne bringen, der andere will Wien „zurückholen“, wobei natürlich weder der eine erklärt, inwiefern Wien hinten noch der andere, inwiefern es weg ist. Auf diesem Schmähniveau könnte man beide fragen, ob sie aufgehört haben, sich vor dem Frühstück schon Obstler zu stessen, worauf es ja auch nur richtige Antworten gibt! Immerhin sind die beiden auf Volksschulniveau sprachlich firm, während H.C. Strache gelegentlich ins Straucheln (also: Stracheln) kommt. Kürzlich sonderte er in einem Interview einen schönen Satz ab, den sich aber wirklich jeder von uns hinter die Häschenlöffel schreiben sollte, nämlich:
Man muss sich selbst verzeihen können.
Das zeugt von erfreulicher Fähigkeit zum Mitdenken. Denn wenn Strache sich nicht zuerst selbst verzeiht, wer soll ihm dann darin nachfolgen? Strache setzt anscheinend darauf, dass ihm die Leute schon verzeihen werden, wenn er nur selbst mit gutem Beispiel vorangeht und auch einmal fünfe gerade sein lässt, nachdem sein alter Haberer Heinz-Christian in der Fettn einmal einen Blödsinn gemacht hat.
Allerdings zeigte sich, dass der Journalist für seine Überschrift das Strache-Original unzulässig berichtigt hatte. Tatsächlich hatte Strache nämlich geäußert: Man muss sich selbst für Fehler verzeihen können. Wer Augen hat zu lesen, der lese – er wird in diesem scheinbar so schlichten Ratschlag jene tiefe Verunsicherung finden, die gemeinhin mit Zukunftsangst und/oder Drogenentzug in Verbindung gebracht wird. Denn man verzeiht sich (oder einander) ja nicht für einen Fehler, ebensowenig wie man sich von der Partei für die Miete der Villa in dort-wo-man-eh-nicht-wohnt-weil-man-sonst-in-Wien-nicht-zur-Wahl-antreten-darf zahlen lässt. Man lässt sich die Miete zahlen, man verzeiht sich den Fehler, und basta.
Dass Strache hier ein für hineingerutscht ist wie eine Oligarchin in eine ibizenkische (ja, echt!) Finca oder wie ihm dort so manches herausgerutscht ist, ist ein Zeichen dafür, dass er etwas vergessen hat. Nämlich, sich für das zu entschuldigen, was er der besagten Oligarchin in der besagten Finca so alles anvertraut hat und was mit „Ausverkauf der Republik“ bestens zusammengefasst ist.
O Hazeh, gehe in dich und höre! Ganz, ganz oft, lieber Hazeh, wird jemandem erst verziehen, nachdem er um diese Verzeihung gebeten hat. Beziehungsweise: Man muss sich selbst für Fehler entschuldigen, weil das nämlich niemand anderer tun wird, schon gar nicht der Gudenus.
Vielleicht fängst du damit an und wir schauen dann, ob es funktioniert.
Schönes Wochenende!