Reden wir über Vergleiche, o teure Lesehäschen. Manche Leute haben Vergleiche ja perfekt drauf, zum Beispiel die hochgeschätzte Christl (wer sie kennt), die im Vergleicheausdenken so super ist wie jemand, der echt super im Vergleicheausdenken ist. Andere Leute sind nicht ganz so super, woher die Weisheit rührt, dass nicht alles, was hinkt, schon ein Vergleich ist. Der Erlöserkanzler zum Beispiel hat die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft mit der katholischen Kirche verglichen: Lange Zeit, so Sebastian, war es ja auch nicht statthaft, Missbrauchsvorwürfe zu thematisieren. Das liegt gottseidank hinter uns, nun sei es höchste Zeit, auch die WKStA von ihrem Podest herunterzuheben. Jaja, wie wahr. Die reiferen Häschen können sich noch erinnern, wie das früher war: Nicht einmal hinter vorgehaltener Hand wurde am Stammtisch auch nur unter „vielleicht“ oder „man könnte doch“ über die WKStA ein im Entferntesten weniger als ehrerbietiges Wort verloren. Von Nenzing bis Gramatneusiedl galt sie auch dem Ignorantesten noch als Inbegriff des Unangreifbaren, geradezu sprichwörtlich war ihre Integrität.
Alter Schwede. Wenn man unter „Strohmann-Argument“ nachschlägt, sollte dort ein Foto des Kanzlers zu sehen sein. Als Nächstes wird uns wahrscheinlich Andreas Khol als Inbegriff des Christdemokraten untergejubelt – jener Khol, der vor nicht so vielen Jahren vorgeschickt wurde, um uns wortreich zu erklären, warum es im Sinne der christlichen Nächstenliebe geradezu angezeigt ist, Flüchtlinge ersaufen zu lassen. Aber warte, wird er eh. Braucht man nur auf zur-sache.at zu schauen.
Und sonst? Sonst hat Frau Baerbock einen Shitstorm an der Backe, weil sie „das N-Wort“ zitiert hat, und zwar eindeutig ablehnend. Der Shitstorm rührt daher, dass man das N-Wort keinesfalls aussprechen darf. Es steht im Giftschrank. Damit ist freilich die Unterscheidung zwischen Sprache und Metasprache eingeebnet. Man darf zwar theoretisch über sprachliche Diskriminierung sprechen, aber nicht mehr benennen, worin sie besteht. Einstweilen gibt es nur ein N-Wort. Sollte zum Beispiel die Nutte auch eines werden, weil ebenfalls ein Wort, das nie nett gemeint ist und auf eine deutlich umrissene Personengruppe zielt, dann können wir uns ja mit Indizes behelfen – N1-Wort, N2-Wort und so fort. Es wird bestimmt ein interessantes linguistisches Treiben, das sich gern mit solchen Fragen befassen würde, sich aber der Schwierigkeit gegenübersieht, seine Forschungsobjekte nur andeuten zu dürfen wie die Zauberer den Namen jenes, der nicht genannt werden darf.
Vielleicht ist euer Ergebener ein unsensibler alter weißer Eierbär. Vielleicht wäre es aber weiterhin wichtig, die Metaebene existieren zu lassen. Es ist jene Ebene, auf der man Mein Kampf nicht nur böse und gefährlich finden, sondern auch analysieren kann, woher diese Eigenschaften rühren. Jene, für die ein zitiertes N-Wort immer eine Beleidigung bedeutet, haben wahrscheinlich gehört, dass Mein Kampf böse und gefährlich sei. Aber dürfen sie auch herausfinden wollen, woran das liegt? Ist die Lektüre von Mein Kampf nicht immer schon Wiederbetätigung, wenn das Zitat des N-Worts immer schon eine rassistische Beleidigung ist? Im Übrigen ist eurem Ergebenen keinesfalls daran gelegen, Leute zu beleidigen, die das weißgott nicht verdienen. Aber die Trennschärfe zwischen Nennung und Affirmation aufgeben? Wie hieramts schon geschrieben: Dass Darstellung automatisch Zustimmung bedeute, diese Anschauung war der katholischen Filmkommission in den 70er Jahren geläufig. Ein Diskurs auf dieser Basis verdient aber seinen Namen so wenig wie die WKStA den Vergleich mit pädophilen Priestern.
Schönes Wochenende!