An dieser Stelle, o teure Lesehäschen, gedachte euch euer Ergebener ein wunderhübsches Feedback zu präsentieren. Doch kann man nicht immer, wie man gern wollte, eingedenk der Weisheit, dass ein Kluger, den du auf einen Fehler hinweist, sich bei dir bedanken wird, während ein anderer vielleicht anders reagiert. Deshalb lassen wir das mit dem Feedback lieber und kuscheln uns zur Märchenstunde zusammen.
Es war nämlich einmal ein armer Perlentaucher, der lebte am Meer. Allmorgendlich erhob er sich vor Tau und Tag von seinem harten Lager, nahm ein karges Frühstück zu sich, wenn er eines hatte, und sprang dann von den Klippen, um zu den Austern hinabzutauchen, freilich nicht ohne sich zuvor dick mit Vaseline einzucremen, das ist sonst nicht gut für die Haut.
Den lieben langen Tag tauchte er hinab und wieder auf, brach die scharfkantigen Austern los und holte sich gar manche tiefe Schramme dabei. Selten genug wurde er mit einer brauchbaren Perle belohnt. Die sammelte er in einem Beutelchen voller Hoffnung.
So ging manches Jahr ins Land, und der arme Perlentaucher wurde nicht reicher dabei. Doch gab er nicht auf, und eines Abends war es so weit: Er hatte genügend Perlen beisammen, um daraus eine ansehnliche Kette zu fertigen. Also setzte er sich hin, nahm die längst vorbereitete Schnur zur Hand und fädelte die Perlen eine nach der anderen auf. Wenn man drüber nachdenkt, war es ein bisschen so, wie wenn einer etwas schreibt und einen Satz nach dem anderen zu Papier bringt. Doch das nur nebenbei.
Schneller als gedacht (so richtig Übung hatte er ja nicht in so etwas, mangels Perlen) war die Perlenschnur vollendet. Er ließ sie durch seine Finger gleiten, betrachtete sie stolz, legte sie sich sogar für einen Augenblick selber um den Hals – nein, das war nichts.
Nun machte er sich auf in die nächste Stadt, um den Ertrag langer Arbeit zu Geld zu machen. Er betrat das Geschäft des einzigen Juweliers, der ihn zunächst misstrauisch ansah, sich aber beruhigte, als er erfuhr, dass der abgerissene Kerl etwas zu verkaufen wünschte. Der Juwelier ließ sich die Perlenkette zeigen, deren Perlen immer noch aufgefädelt waren wie geordnete Sätze in einem Text. Dann rümpfte er ein bisschen die Nase und sprach: „Die wirken aber sehr aneinandergereiht.“
Ja, so war die Geschichte von dem armen Perlentaucher, die absolut nichts mit einem kürzlich stattgehabten Feedback zu tun hat, in dem übrigens auch keineswegs behauptet wurde, die Wendung, Dinge, mit denen sei umgangssprachlich.
Schönes Wochenende!