Heute, o vielgeliebte Lesehäschen, hat euer Zweckdichterhund Geburtstag. Daran, dass so etwas eine Rolle spielt, erkennt man, dass wir immer noch in ziemlich luxuriösen Zeiten leben.
Der gute Kerl wird nach dem üblichen Umrechnungsschema 91, was man ihm nicht ansehen würde. Freilich wissen wir auch, dass an dem üblichen Umrechnungsschema deutlich weniger dran ist als an der Umrechnung von Inseratenschaltungen in Berichterstattung, weil ja Hund nicht gleich Hund ist. Je größer, desto kürzer, so lautet die Faustregel, weil nämlich gerade die kleinsten Hunde besonders große Chancen haben, lange in diesem Jammertal zu verweilen, während sich zum Beispiel eine Dogge mit acht Jahren eher keine Langspielplatte mehr kaufen sollte. Es kommt also auf die Rasse an, sodass das Geburtstagskind eher so beim Äquvalent von 75 bis 80 Jahren halten dürfte.
Rätselhaft ist, warum man ständig von Hundejahren, aber viel seltener von Kaninchen- oder Papageienjahren hört. Selbst Katzenjahre sind deutlich weniger verbreitet als Hundejahre. Das Internet behauptet diesbezüglich, dass die ersten beiden Katzenjahre je zwölf Menschenjahren entsprechen, die weiteren je vier. Daraus folgt, dass eine mir bekannte Nachbarskatze 108 Jahre alt wurde. Bei Hamstern oder Kampffischen wäre eher in Monaten zu rechnen, aber das weiß man ja, wenn man sich darauf einlässt.
Anders liegt der Fall bei Riesenschildkröten oder Tiefseefischen, bei denen vom Ei bis zur Geschlechtsreife schon einmal ein halbes Jahrhundert vorüberziehen kann. Diese rechnen ihrerseits ein Menschenjahr für mindestens zwei Schildkrötenjahre.
Neben den Hundejahren erfreuen sich auch die Maikäfer- und Mäusejahre einer gewissen Bekanntheit. Heuer war zum Beispiel ein ganz ausgezeichnetes Mäusejahr, nämlich für die Füchse. Nächstes Jahr wird dann, so haben wir es in Bio gelernt, ein umso schlechteres Mäusejahr, weil gegen Ende der Saison die Mäusenahrung schon recht knapp wurde, wie an den hier und da herumliegenden Kadavern erkenntlich. Die Maikäfer sollen, so das Internet, alle vier Jahre besondes zahlreich herumschwirren, weil sie vier Jahre für die Entwicklung brauchen. So ganz leuchtet das aber nicht ein. Es gibt ja jedes Jahr Maikäfer, die sich dann fröhlich bekäfern, sodass vier Jahre später ihr Nachwuchs den Onkel Fritz erschrecken kann. Warum eine dieser vier Maikäferkohorten größer sein soll als die anderen, beantworten die Interwebsen nicht. Noch anders liegt der Fall bei den Primzahlzikaden, die alle dreizehn oder siebzehn Jahre in tatsächlich beeindruckenden Massen auftreten, dazwischen aber überhaupt nicht. Zikadenauskenner vermuten, dass die lange Entwicklungsdauer über eine Primzahl von Jahren dazu diene, Parasiten auszuweichen. Diese müssten sich entweder ebenso lange Zeit lassen, um der Zikaden habhaft zu werden, oder jedes Jahr eine Generation einschieben, die dann eine andere Beute brauchte. Sowohl 13 als auch 17 sind übrigens Mirpzahlen, weil wieder eine Primzahl herauskommt, wenn man sie rückwärts schreibt.
Damit hätten wir den heutigen Bildungsauftrag aber wirklich übererfüllt und können in ein hoffentlich schönes Wochenende rauschen.