Die Erde, o landverbundene Lesehäschen, dürstet, und daher ist es sehr erfreulich, dass es kräftig regnet beziehungsweise waschelt, gießt, schüttet, seicht oder wie man halt sagen will. Die Schusterbuben bleiben einstweilen noch in den Wolken, aber wer weiß.
Wobei: Im Englischen regnet es bekanntlich niemals Schusterbuben, sondern cats and dogs, und wir haben wieder einmal ein sprachliches Leitfossil unserer Zeit markiert, nämlich wobei im Sinne von „übrigens“ oder „allerdings“.
Früher tat „wobei“ nämlich nur zwei Dinge: Es leitete einen Fragesatz ein, wenn man zum Beispiel wissen wollte: „Wobei sollte den kleinen Finger wegspreizen – beim Kaffetrinken oder nur beim Champagner?“ Eine damals in sozial aufstrebenden Kreisen durchaus häufige Frage, jaja, so war das.
Ach ja, wobei. Es konnte auch eine Relativkonstruktion tragen, die als Hauptsatz mit „dabei“ begonnen hätte: „Dabei stieß er mit seinem kleinen Finger an die Herzogin von Trübswachl.“
Im Relativsatz eben: „Indem er vom Champagner nippte, spreizte er seinen kleinen Finger auf die ordinärste Weise ab, wobei er die Herzogin von Trübswachl stupste.“
Inzwischen haben sich die Verhältnisse geändert, und „wobei“ leidet nichts mehr ein als die Tatsache, dass jetzt etwas kommt, das dem Sprecher gerade eingefallen ist. Man sagt also: „Neulich am Würstelstand ist mir die Käsekrainer hinuntergefallen. Wobei, war eh nicht gut.“ Was hier genau vorgeht, ist unklar. Duden findet die Sache ugs. Möglicherweise will man sich damit schmücken, einen Nebensatz in die gesprochene Sprache einbauen zu können, ist dann aber doch zu faul dazu. Für diese Hypothese spricht, dass manche das sogar schreiben und danach gern einen Beistrich setzen anstatt des eigentlich aufgelegten Doppelpunkts.
Soviel dazu.
Eine weitere Merkwürdigkeit, bei der ein Nebensatz gut aufgehoben wäre, findet sich in Sätzen wie diesem: Dazu kommt der fehlende Druck vonseiten der Geschäftsführung.
Wie jetzt? Fehlt der Druck oder kommt er? Natürlich ist es möglich, dass Fehlendes kommt: Endlich kam der fehlende Reisegenosse, der sich in der Bahnhofsrestauration mit der Herzogin von Trübswachl verplaudert hatte, wobei in ihrem Gespräch die schlechten Umgangsformen der heutigen Jugend eine zentrale Rolle spielten.
Hier aber kann der Druck nicht kommen, weil er eben fehlt. Das Partizip Präsens drückt halt aus, dass etwas gerade der Fall ist. Wenn es also, wie im Beispiel, darum geht, dass etwas fehlt und dass dieses Fehlen Probleme verursacht, kann das Fehlende nicht gleichzeitig kommen. Was kommt, ist anstatt des Drucks der Umstand seines Fehlens, was sich ohne weiteres etwa so sagen ließe: Dazu kommt, dass die Geschäftsführung zu wenig Druck aufbaut. Wobei, wer schaut schon so genau hin. Schönes Wochenende!