Es ist nun, o resignierte Lesehäschen, offiziell. Erstens ist Breakdance olympisch, Poledance aber nicht. Was bitte soll das? Ich orte hier eine höchst verwerfliche Diskriminierung von Menschen, die bei ihrer rhythmischen Gymnastik dem Ball eine Stange vorziehen, von dem lächerlichen Stäbchen mit der Stoffbahn dran ganz zu schweigen. Das ist nicht die Zukunft, die uns versprochen wurde, damals, als alles immer besser wurde.
Weiters hat Deutsch resigniert. Es ist nämlich nicht mehr statthaft, für eine bestimmte Gruppe von Menschen das Adjektiv „farbig“ oder, auf Englisch, „colored“ zu verwenden. Dies deshalb, weil die Wörter kolonial und damit rassistisch belastet sind, da sie ursprünglich dazu dienten, die weniger geschätzten so bezeichneten Leute von den angeblich wertvolleren Farblosen und also Weißen zu unterscheiden.
So weit, so ungut. Die Lösung aber ist sonderbar. Sie lautet nämlich: „People of Color“. Das darf man vollrohr sagen, weil die „Leute von Farbe“ im Unterschied zu „Farbigen“ klarerweise nicht rassistisch sind, obwohl der eine Begriff ebenso auf die unterschiedliche Pigmentierung ihrer Haut reflektiert wie der andere.
Es dürfte hier dieselbe Logik regieren, die auch schon die „Armen“ abgeschafft und durch „Armutsbetroffene“ ersetzt hat, wie hieramts vor Jahren dargelegt. Denn es gilt jene, die bloß keine Kohle haben, von den anderen zu unterscheiden, denen diese Tatsache zu schaffen macht. Die „Reichen“ hingegen sind, wie das Wort unschwer erkennen lässt, immer schon selber schuld, da es keine „Reichtumsbetroffenen“ gibt.
Resigniert hat das Deutsche, da die „People of Color“ sich offenbar auf Deutsch nicht mehr sinnvoll und beleidigungsfrei bezeichnen lassen. „Leute mit Farbe“ ist, mit Verlaub, strunzdoof. Leute mit Farbe sind entweder Maler oder welche, denen öfters mal das Rouge auskommt.
Und die „Leute von Farbe“ sind, so wie „Leute von Geschmack“ oder „Leute von Stand“ oder gar „Leute von heute“, formulierungstechnisch dermaßen von gestern, dass man angesichts ihrer unwillkürlich nach dem Riechfläschen greift und natürlich keines findet, weil heutzutage nur noch US-Spitzensportler in Hockey und Football die segensreiche Wirkung des Riechsalzes zu schätzen wissen (ja, echt, behauptet zumindest Wikipedia). Wir begrüßen also ein neues Fremdwort und fragen uns ganz fest nicht, worin sein Sinn liegen könnte.
Schönes Wochenende