Heute probieren wir einmal diese Nummerierungs-Chose aus. So
manche effiziente Kolumnatrice, so mancher zielstrebige Kolumnator hat seinen
Werken einen beinahe völlig überzeugenden Anstrich von Schlüssigkeit verliehen,
nur indem sie hie und da aufeinanderfolgende Ziffern eingestreut haben.
Los geht’s! England,
meine teuren Reading-Rabbits, war mir
immer höchst sympathisch, aus mehreren Gründen.
Erstens:
Winston Churchill. Grantig schauen, Whisky trinken, Hitler besiegen und
außerdem einen Literaturnobelpreis abräumen – in seinem kleinen Finger wohnt
mehr awesomeness als ein Sterblicher
bewundern kann.
Zweitens:
The full English. Ein Tag, der mit
einem englischen Frühstück beginnt, hat schon so hervorragend begonnen, dass er
nicht mehr ganz mies werden kann, egal wie weit es bergab geht.
Drittens:
Wertschätzung für weltliche Errungenschaften. Weil bei uns im Westen die
Tradition gleich neben der Kirche wohnt, befinden sich die ehrenwertesten
Flecken meist in derselben. Doch kann man sich im Stephansdom die Augen
ausgucken, ohne dass man ein prunkvolles Denkmal für Ernst Mach oder Erwin
Schrödinger entdecken wird. In Westminster Abbey hingegen stolpert man alle
naselang über Memorabilia für Forscher vom Kaliber eines Newton oder Faraday.
Viertens:
Charlotte Brontë. ’nuff said.
Umso betrüblicher ist es, dass es mit dem Empire bergab zu
gehen scheint. Zu dieser Meinung hat mich ein verlängertes Wochenende in London
geleitet. Mehr braucht ein vernünftiger Mensch nicht, um sich ein fundiertes
Urteil über ein traditionsreiches Gemeinwesen zu bilden.
Erstens:
Auch in England wird es (Herr Trump, hören Sie eh zu? Falls nicht: Türme Koran
IS POTUS) mitunter warm, also genau genommen: zu warm. Zu warm fürs
Sightseeing, aber normalerweise nicht zu warm fürs Ubahnfahren, außer die in
Rede stehende Ubahn ist die o wie traditionsreiche tube, in welcher bei schwülem Wetter Verhältnisse herrschen wie am
unteren Ende des Maurerdekolletés eines übergewichtigen Barabers bei vierzig
Krügel im Schatten, aber ohne Schatten noch Krügel. Kurz: So eine tube journey vermittelt bei
entsprechender Witterung einen schönen Eindruck davon, wie sich öffentlicher
Personennahverkehr in Schwellenländern anfühlt.
Zweitens:
London ist zu voll. Das erregt meine Besorgnis, denn Touristen hat es dort eher
wenige: knapp 32 Millionen pro Jahr. Das sind nur vier Touris für jeden
Londoner. Auf jeden Hallstätter kommen pro Jahr fünfzehn – nicht fünfzehn
Touristen, sondern fünfzehn Busse. Trotzdem wurlt es an der Themse wie in
Tokio.
Drittens:
Es gibt trotzdem Hoffnung für England. Solange man
gratis ins British Museum darf und das Bitter angenehm kohlensäurearm serviert
wird, ist nicht alles verloren. Cheers!