Freitag, 30. Oktober 2020

Am Punkt

 

In einer Koalition findet zusammen, was zusammengehört, und wenn schon nicht dies, dann zumindest der Pallawatsch, den der Wählerwille sich zusammengemixt hat. Dass dies bei den Wörtern nicht anders sein kann, erkennt man unschwer daran, dass es auch hier österreichische Lösungen gibt.

Die sprachlichen Koalitionen sind besser als Zusammenziehungen, Verschmelzungen oder Kontraktionen bekannt, welch letzteres vielleicht heißen soll, dass die Sprache in den Wehen liegen muss, um ein neues Wörtchen gebären zu können.

Wie muss man sich das vorstellen? Im Prinzip wie bei den Leuten: Wenn sich zwei Wörter ganz, ganz liebhaben, entsteht mit etwas Glück ein drittes. Je nach Hintergrund der Eltern findet dieses Dritte leichter oder schwerer Aufnahme im erlauchten Club des standardsprachlichen Wortschatzes. Bei den Leuten geht so etwas am leichtesten, wenn die Eltern Immatrikulationshintergrund haben, bei den Wörtern, wenn eines eine Präposition, das andere ein Artikel ist. Denn die deutschen Schmelzwörter sind zum, zur, im, ins, am, beim und ähnliche. Aus zu dem wird zum, aus in das wird ins und so weiter. Dank dieser Schmelzwörter kommt man schneller zum Ziel, weil man zum Beispiel nicht erst umständlich an das Meer fahren muss, sondern direkt ans Meer, wo man dann auch schon am Strand liegt. Natürlich liegt es im Ermessen des einzelnen Sprachhäschens, ob es Schmelzwörter nutzt. Wer es aber nicht tut, steht vielleicht bald in dem Ruf, ein bisschen ein Umstandskrämer zu sein. Denn wenn es schon Abkürzungen gibt, dann benutzt man sie halt auch.

Natürlich gibt es Schmelzwörter, die es einstweilen noch nicht in die Standardsprache geschafft haben, aber wenn sie brav Beziehungen knüpfen, kann das noch werden. Hierher gehören zum Beispiel aufs, unterm, durchs und allerlei Dialektcousins und -cousinen wie willsu, hamma, gemma et cetera.

Und was ist mit der österreichischen Lösung? Die findet sich im am. Denn deutsche Deutschspreche finden nichts am Weihnachtsbaum, wenn der gefräßige Nachwuchs mal wieder schneller war. Sie haben am Fenster Blumen stehen, gehen am Abend ins Kino und haben eventuell Butter am Kopf. Österreichische Österreichischsprecher kriegen das auch alles hin. Sie können aber außerdem ihr Auto am Parkplatz abstellen, aber so, dass es mitten darauf steht und nicht daneben. Nutzt aber nix, sie finden dann erst nichts am Markt. Denn in Deutschland hat am zweieinhalb Eltern, nämlich an und dem oder einem. In Österreich hat am einen Zwilling, der ihm zu einem Verwechseln ähnlich sieht und dessen Eltern, den Sprössling von auf und dem oder einem. Deshalb darf man in Österreich auch etwas am Tisch liegen haben, während Deutsche in diesem Fall etwas am Sprachgebrauch ihres Gegenübers finden.

Wer freilich am Nachdenken, Arbeiten oder Schreiben ist, der spricht überall umgangs.

Schönes Wochenende!

Freitag, 23. Oktober 2020

Wie ist mir?


Dass es kompliziert ist, meine lieben und o so aufmerksamen Lesehäschen, haben wir hieramts nicht nur schon des Öfteren konstatieren müssen, wir sind damit auch schon beim Thema.

Manche Themen werden ja, wie Sauerkraut oder Gulasch, beim Aufwärmen noch besser. So hoffentlich auch dieses, denn vom Prädikativ war schon einmal die Rede, wenn es auch, das kann man nicht anders sagen, damals eine Scheißkolumne war.

Was war noch schnell ein Prädikativ? Da gibt es verschiedene. Heute greifen wir wahllos die obligatorischen Prädikative heraus. Denn es gibt bekanntlich Verben, die für sich allein kein vollständiges Prädikat bilden können. Du kannst schmollen, nachdenken, kochen oder unterrichten, und bei alldem genügt sich das Verb als Prädikat selbst. Wenn du hingegen bist, bleibst, nennst oder dich erweist, dann muss zum Verb noch etwas hinzutreten – wobei es bisweilen von der Bedeutung abhängt, ob ein Verb ein Prädikativ braucht. Ein rein existenziell gemeintes sein braucht keines. Ansonsten musst du schon dazusagen, ob du angefressen, gesund oder im Rückstand bist. Wenn alle anderen gehen, du aber noch bleibst (also: deinen Ort nicht veränderst) ist das vollrohr in Ordnung. Wenn es aber um deine Verfassung geht, verrate uns, ob du jung, Jungfrau oder verfressen bleibst.

Verben, die ein Prädikativ gastfreundlich im Satz aufnehmen, nennt man auch (Bildungsauftrag!) Kopulaverben (hihi). Dazu gehören neben den schon erwähnten auch Wörter wie scheinen, dünken, klingen, gelten und ähnliche. So weit, so geil.

Nun erlebt man aber noch allerlei anderes. Vielleicht hat ein fleißiges Häschen schon einmal Holz klein gehackt, seinen Teller leer gegessen (damit das Wetter schön wird), sich glatt rasiert oder sich ein anderes Häschen schön getrunken. Sind das vielleicht auch Prädikative?

Nein, nein und nochmals nein, empört sich da der i-Tüpferl-Puderant in residence. Denn nach einem ordentlichen, rotbackigen Prädikativ kann man auch ordentlich fragen. Wie bist du, wie bleibst du, wie scheint es dir, wie nennst du dich? Das geht wunderbar. Doch bei solchen dahergelaufenen Möchtegerns, die sich das Prädikativmäntelchen umhängen wie der Trump den Mund-Nasen-Schutz, funktioniert das nicht. Wie habe ich den Teller gegessen? – Leer. Das ist offensichtlich Blödsinn, weil wie eine Eigenschaft erfragt (die auch die Eigenschaft eines Vorgangs sein kann!), leer essen hingegen einen Vorgang umschreibt.

Man erkennt daran, dass auch in der Orthographie nichts Besseres nachkommt. Einst nämlich hat man sich ein Häschen niemals schön getrunken, sondern stets schöngetrunken, die Politik nicht schlecht geredet, sondern schlechtgeredet und einem Qanon-Gläubigen die Ohren nicht lang gezogen, sondern langgezogen. Denn welche Wortart haben wir zur Hand, wenn wir sagen wollen, dass etwas geschieht? Genau, das gute alte Verb. Deshalb machte die Rechtschreibung einst aus einem Verb, das mit Hilfe eines Adjektives einen ganz bestimmten Vorgang beschrieb, ein neues Verb, sodass die Schnecken, die ganz viel zu fressen pflegten, den Garten kahlfraßen.

Im aktuellen Duden darf man beides. Man kann langziehen oder lang ziehen (was etwas anderes ist), man darf leeressen oder leer essen (was etwas anderes wäre, wenn es möglich wäre) und so weiter. Natürlich „empfiehlt“ der Duden jeweils die Getrenntschreibung, weil sie zwar doofer, aber einfacher ist. Nur bei einem solchen Wort kennt er keinen Pardon. Deshalb Frage an die Redaktion: Warum darf man etwas ruhig klein hacken, muss es aber jedenfalls kleinschreiben? Na, Duden, Oida, was ist da los?

Schönes Wochenende!



Freitag, 16. Oktober 2020

Flexion

 

Da haben wir’s, meine lieben Lesehäschen. Der Herr Bürgermeister kann sich nicht entscheiden, ob er lieber mit den Grünen oder mit den Pinken in die Zukunft steuern will, oder vielleicht hat er sich schon entschieden, will aber damit nicht herausrücken.

Er hat jedenfalls angekündigt, dass eine Entscheidung kommen müssen wird. Oder muss sie eher kommen werden? Denn wie es in der Politik ist, so ist es bisweilen auch in der Grammatik. Das sozialdemokratisch eingesessene „kommen“ kann sicherlich mit „müssen“ eine Koalition der Infinitive eingehen, während „wird“ in der finiten Form konstruktive Oppositionsarbeit leistet, eh klar, wie das in der Opposition halt so Brauch ist.

Halt, stopp! Was hat es nochmal mit den finiten Verbformen im Gegensatz zum Infinitiv auf sich? Da darf man ruhig den Lateiner raushängen lassen: Finite Verbformen sind solche, die sich festgelegt haben, zu welcher Person, zu welcher Zahl, welcher Zeit, welchem Genus (Aktiv oder Passiv) und welchem Modus (Indikativ, Konjunktiv oder gar Imperativ – das sind die Verben, die es etwas strenger mögen) sie sich hingezogen fühlen. Man sagt auch, das Verb wird flektiert (gebeugt), indem es sich den Anforderungen des Satzes anpasst und also die Aufgabe übernimmt, Dinge auszudrücken, die über seine unmittelbare Bedeutung hinausgehen. So ist fühlte etwa Singular Imperfekt Indikativ und entweder erste oder dritte Person, denn so ganz allein sieht man ihm nicht an, ob ich fühlte, er oder sie.

Im Tausch gegen diese existenzielle Gewissheit nehmen die finiten Verbformen in Kauf, dass ihnen Grenzen gezogen sind (lateinisch fines), weil eben fühlte niemals Plural sein kann.

Der Infinitiv seinerseits darf von Blüte zu Blüte flattern, wie es seinem Namen eingeschrieben ist. Denn das „In“ des Infinitivs ist dasselbe wie von „indiskutabel“ oder „indisponiert“: Es sagt uns, dass der Infinitiv keine Grenzen anerkennt. Ein kleiner grammatischer Anarchist tut hier, was er will.

Weil es aber nicht ohne klare Positionen geht, braucht es die finiten Verbformen. Und manchmal hat man, wie der Wiener Bürgermeister, die Wahl. Womit wir bei der Frage sind, ob etwas geschehen werden muss oder geschehen müssen wird.

Des zur Klärung überlege man, womit man es zu tun hat. Nämlich mit einem sogenannten Vollverb (geschehen), einem Hilfs- oder Auxiliarverb (werden) und einem Modalverb (müssen). Die entsprechende Regel lautet einfach: Wenn Hilfs- und Modalverb gemeinsam auftreten, dann nimmt das Hilfsverb die finite Form an. Es wird also etwas geschehen müssen. Weil nämlich das Hilfsverb sonst eh nichts zu tun hat. Es dient werden ja eben dazu, die Zeitform (das Futur) zu definieren und kann dann gleich auch Zahl, Person und so weiter mit ausdrücken, wo es schon dabei ist. Das Modalverb müssen darf sich hingegen ganz der Aufgabe widmen, zu verdeutlichen, dass eine Verpflichtung oder Unausweichlichkeit besteht.

Oida, entringt es sich da einem emotional weniger gefestigten Lesehäschen, und was ist mit „gesagt werden muss?“.

Hier wird ja das Modalverb flektiert, während das Hilfsverb sich im zwanglosen Infinitivnegligé herumfläzt, und das am hellichten Tag. In Wahrheit ist die Regel also eine Runde komplizierter:

Wenn Hilfs- und Modalverb gemeinsam auftreten, dann wird im Aktiv das Hilfsverb flektiert, im Passiv das Modalverb. Im Passiv ist werden nämlich zur Gänze mit dem Passivausdruck ausgelastet, sodass es sich sogar einen Kumpel zu Hilfe holen muss, um Passiv Futur auszudrücken: In Wien wird eine Entscheidung getroffen werden müssen. Hier haben wir ein werden für das Passiv und zusätzlich noch ein wird für das Futur. Dass die Entscheidung, wen man beugen soll, nicht immer leicht fällt, davon kann Michael Ludwig gewiss ein Lied singen.

Schönes Wochenende!

Freitag, 9. Oktober 2020

Reimtest

 

Der Wiener Wahlkampf, das können wir, o vielgeliebte Lesehäschen, frei nach Josef Hader festhalten, warat jetzt do. (Für kabarettistisch Unterversorgte: In Hader muss weg lässt sich ebendieser gründlich darüber aus, wie idiotisch der Satz I warat jetzt do ist, indem er konjunktivisch in der Schwebe zu lassen versucht, was offensichtlich der Fall ist, und dieses Offensichtliche auch noch ausspricht.)

Im Falle des Wahlkampfs hat der Konjunktiv seine Berechtigung, weil bei Besichtigung der Plakatbotschaften Zweifel keimen, ob der Wahlkampf tatsächlich der Fall ist. Denn wie einst hieramts festgehalten:Man merkt den Wahlkampf an der doofen Formulierung „Stopp dem“. Selbst Dominik Nepp hat die Chance vergeigt, mit diesem Klassiker bei der verlässlich ansehnlichen Zielgruppe der Grammatikschwachen jeden Alters zu punkten. Womit wir beim Thema sind, das uns ja alle beschäftigt, nämlich: ob Dominik Nepp unsere Stimmen verdient. Da man sich auf Wahlversprechen bekanntlich nicht verlassen kann, schicken wir die FPÖ in den Reimtest für Unentschlossene. Als Prüfstein der Wählbarkeit diene uns der Klassiker unter Nepps Wahlplakaten. Kann es im Vergleich zu den Großtaten der Partei aus Zeiten, als sie noch groß war, überzeugen?

Das fragliche Werk zeigt links leider verhüllte Frauen mit der Beischrift Wiener Islam, rechts einen leider unverhüllten Nepp. Dieser deutet in die ungefähre Richtung des Stephansdoms. Mit der Bildmontage wurde offenbar der Billigstbieter beauftragt. Anscheinend weist Nepp gar nicht zum Dom hin, sondern auf etwas, das weiter weg, aber leider nicht mehr zu sehen ist, etwa seinen Heimatplaneten.

Diese Vermutung bestärkt die Headline, denn dort, wo Nepp hinzeigt, sei Unser Daham. Dass er den Stephansdom meint, ist unwahrscheinlich, weil fast zwei Drittel der Wiener Einwohnerschaft nicht katholisch sind und die katholische Kirche in Wien einen jährlichen Schwund von etwa 1,7 % zu verzeichnen hat.

Doch genug der Spekulation über Nepps wahre Abkunft. Connaisseure der politischen Lyrik erkennen hier natürlich ein Kickl-Zitat, von dem die Steilvorlage Daham statt Islam ja stammt.

Wie schlägt sich die Nepp-Line im Vergleich?

Im Reimabgang bleibt der männliche Reim (Achtung, Bildungsauftrag: Ein männlicher Reim endet mit der betonten Silbe. Ein weiblicher Reim hat zwei reimende Endsilben, von denen die vorletzte betont ist.) erhalten, weil es ja um den Islaaaam geht. In puncto Versmaß schlägt sich Nepp auf den ersten Blick tapfer, indem er zwei viersilbige Verse bringt, in denen jeweils die erste und vierte Silbe betont ist. Geht sich sauber aus, gibt’s nix zu meckern.

Kickl ließ da fünfe gerade sein. Denn bei ihm hat der erste Vers zwei Silben, der zweite aber drei. Ein handwerklicher Schnitzer? Mitnichten. Hier zeigt sich, wer dichtet und wer bloß reimt. Wo Nepp hofft, dass braves Abzählen genügt, um etwas Brauchbares zu erzeugen (wie man ja auch nicht ohne Meterstab auskommt, wenn man sich einen Kasten bauen will), weiß Kick um den Unterschied zwischen selbstgezimmerten Kellerregalen und selbstgeschmiedeten Reimen: Im letzteren Fall gewinnt, wer wagt. Gerade die zusätzliche Silbe im zweiten Vers gibt dem (unappetitlichen) Gedanken Zeit und Raum, Anlauf zu nehmen und mit Schwung die Distanz ins Hirn des potenziellen Wählers überspringen.

Wo Kickl ästhetisch-poetisch übermächtigte, konstatiert Nepp bloß. Er hat zwar mitbekommen, dass die FPÖ irgendwie das Ausländerthema bespielen sollte, scheitert aber an der Aufgabe, sich darauf einen Reim zu machen, was angesichts seines Nachnamens nur umsomehr verwundern kann.

Schönen Wahlsonntag!

Freitag, 2. Oktober 2020

Kleiner Unterschied

 

Es gibt, o kompetente Lesehäschen, immer was Neues. Also: Immer was Neues, worum man sich kümmern sollte. Zum Beispiel soll es vorkommen, dass der Häschennachwuchs in der Häschenschule in eine WhatsApp-Gruppe gerät, in welche die Jungrammler Dreckszeug hineinposten, das man so oder so interpretieren kann. Vielleicht ist der humoristische Mehrwert von Scherzen, die unter das Verbotsgesetz fallen, tatsächlich immens. Vielleicht ist es auch ein jugendliches Experiment, bei dem eruiert werden soll, wieviel Scheiß man bauen muss, bis Erwachsene sich wie Erwachsene verhalten.

So oder so steht besagter Erwachsener vor der Frage, wie man das eigene Häschen angemessen unterstützt, ohne ihm ungebührlich auf die Nerven zu gehen, was ja im Umgang mit Teenagern stets das ist, was dem Trekkie die Hauptdirektive (die es verbietet, sich in die Entwicklung anderer Spezies einzumischen, womit sich zeigt, dass wir Science-Fiction-Nerds mehr über Kinderaufzucht gelernt haben, als man glauben möchte, auch wenn böse Zungen behaupten, dass der Erwerb ebendieser Kompetenzen unsere Chancen mindere, sie jemals anwenden zu können).

Dies auch vor dem Hintergrund der aktuellen Lektüre eures Ergebenen, nämlich The Girls von Emma Cline. Keine Ahnung, ob die Frau das Niveau hält, aber das Ding fängt auf jeden Fall großartig an. Nämlich berichtet die Ich-Erzählerin von einer Mädchenkindheit in einer faden kalifornischen Gegend der 1960er-Jahre, in der sie gewaltig viel Zeit damit verbringt, Schönheits-, Pflege- und Stylingtipps aus Zeitschriften umzusetzen. Später gerät sie auf der sogenannten Ranch in sehr schlechte Gesellschaft, und wir lesen die wunderbaren Sätze:

I wondered later why there were so many more women than men on the ranch. All that time I had spent readying myself, the articles that taught me life was really just a waiting room until someone noticed you – the boys had spent that time becoming themselves.

Hand aufs Herz, wer sicher ist, dass wir, nämlich wir Gesellschaft im ausgehenden ersten Viertel des einundzwanzigstens Jahrhunderts, dass wir also diesen Unterschied im Heranwachsen der Geschlechter völlig hinter uns gelassen haben. Liegt es an eurem Ergebenen, oder sind wir immer noch eher geneigt, Buben ein Freispiel zuzugestehen, weil es halt ein blödes Alter ist, während Mädchen aber schon echt komisch sind und sich auch einmal zusammmennehmen könnten? Ich hoffe, ich täusche mich. Aber ich habe wirklich den Verdacht, dass wir eher Mädchen eher zumuten, jederzeit Person zu sein, während wir es Buben zugestehen, sich zwischendurch eine Runde höchst unansehnlich zu verpuppen, in der Hoffnung, dass irgendwann ein stattlicher Käfer schlüpfen wird.

Die Schwierigkeit liegt natürlich darin, dass man durchs Deppertsein schon in jungen Jahren (und in Alter-weißer-Mann-Jahren sowieso) Prestige ansammelt, sodass Buben, die konsequenzfrei Blödsinn machen, schon dadurch einen Schritt voraus sind.

Was also tun, ohne aufs Kontraproduktivste in jugendliche Sozialdynamik hineinzufunken? Euer Kolumnator dankt für sachdienliche Hinweise.

Zum Beweis, dass es auch Gelegenheiten gibt, wo man ruhig fünfe gerade sein lassen kann, diene der heutige Wikipedia-Fund: Als der Doo-Wop-Song Rama Lama Ding Dong 1958 veröffentlicht wurde, geschah dies irrtümlich unter dem Titel Lama Rama Ding Dong, was vielleicht der Grund für das einstweilige Ausbleiben des Erfolgs, vielleicht aber auch völlig wurscht war. Schönes Wochenende!